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Karl Amann


                                 1988–1990 Ausbildung zum Möbelschreiner 1990–1996 Studium Architektur und Design, ABK Stuttgart 1996–1998 Masterstudium, Berlage Institut, Amsterdam 1998 Gründung no w here architects in
                                 Amsterdam mit Giuseppe Mantia 1999 Gründung no w here / architekten designer in Stuttgart mit Henning Volpp 1999–2005 WiMi am IÖB, Uni Stuttgart 2003 Gründung GSP – Gesellschaft für Soziales
                                 Planen mit Henning Volpp/Sibylle Heeg 2008–2009 Lehrauftrag IRGE, Uni Stuttgart 2010–2013 Gastprofessur FB Innenarchitektur, Burg Giebichenstein 2023 Eröffnung Galerie Sammlung Amann

























            Foto: Sue Barr                                                                                                            Foto: El Khouri



            Ausstellungssystem: Special Mention bei „Focus Open“ 2024 • Special Mention at ‘Focus Open’ 2024   Fulminanter Start: erste Vernissage von Protoplast im Juni 2023 • First vernissage featuring Protoplast in June 2023



            der Sammlung bilden aktuelle Positionen aus dem Umfeld der Kunstakademie Stuttgart.   konnten wir die achte Ausstellung eröffnen. Daneben sind weitere Arbeiten im urba-
            Darunter sind Arbeiten von Tesfaye Urgessa, Ivan Zozulya, Leandro Cultraro, Shalva Geli-  nen Raum entstanden, so zum Beispiel Wandarbeit nahe des Schöttleplatzes mit Daniel
            tashvili, Nigatu Tsehaye Mola, Thomas Heger, Cordula Güdemann, Hartmut Landauer, Jan   von Alkier oder eine Kunstplakataktion während der Art Basel mit Protoplast. 2025 sind
            Hendrik Pelz, Sangho Park, Tyler Heidenwag, Cinyi Joh und Dirk Reimes. Dazu kommt eine   neben der Teilnahme an der Art Karlsruhe aktuell vier Ausstellungen in den Galerieräu-
            Werkgruppe des Leipziger Malers Mathias Perlet. Und LGBTTIQ+-bezogene Grafik, zum   men geplant, darunter auch eine von Tesfaye Urgessa kuratierte Ausstellung mit jungen
            Beispiel von Clement Legrand und Daniel von Alkier. Der Bereich Kunst umfasst über 3000   KünstlerInnen aus Äthiopien. Darauf freue ich mich ganz besonders.
            Arbeiten. Des Weiteren sammle ich Deutsche und Europäische Nachkriegskeramik sowohl
            aus dem Bereich der Gebrauchskeramik als auch der Studiokeramik. Einen Schwerpunkt   r In Stuttgart gibt es neben den einschlägigen städtischen Museen und Landesmuseen,
            bilden regionale Firmen, KünstlerInnen und Manufakturen aus Baden-Württemberg, wie   wie der Staatsgalerie, der Architekturgalerie am Weißenhof oder dem Württembergi-
            zum Beispiel van Daalen, Karlsruher Majolika, Stützel Sachs oder Keicher. Ein weiterer   schen Kunstverein, zahlreiche private Galerien. Ist Stuttgart ein gutes Pflaster für Ga-
            Fokus liegt auf Arbeiten des Schaffhausener Keramikers Gustav Spörri, sowohl aus seiner   leristen? Was schätzen Sie, was würden Sie sich wünschen, und was vermissen Sie?
            Zeit als künstlerischer Leiter der Tonwarenfabrik Ziegler AG als auch Arbeiten aus seinem   Der Kreis Stuttgarter Galerien könnte sicherlich noch weitere Akteure vertragen. Es gibt
            Atelier Trubegüetli. Der Bereich Keramik umfasst mehr als 5000 Arbeiten.  eine Reihe sehr guter Galerien und KollegInnen, die ein sehr ambitioniertes Programm
                                                                          machen. Mit einigen pflege ich einen sehr regen und freundschaftlichen Austausch. Auch
            r Wie entdecken Sie KünstlerInnen, mit denen Sie zusammenarbeiten wollen, und   macht die Kunstszene durch verschiedene Aktionen, wie der Art Alarm, regelmäßig auf
            wie finden beide Parteien letztendlich zusammen?              sich aufmerksam, was ich für sehr wichtig halte, um auch Menschen, die nicht zu den
            Ich habe ein sehr großes Netzwerk mit befreundeten KünstlerInnen, aus dem ich schöp-  klassischen Ausstellungsjunkies gehören, in die Galerien zu locken. Vieles in Stuttgart
            fen kann. Durch mein Studium an der ABK Stuttgart und meine Lehrtätigkeit an der Burg   dreht sich um die Szene vor Ort, und ich würde mir wünschen, dass zum einen mehr
            Giebichenstein in Halle gibt es viele Kontakte, die ich nutzen kann. In den letzten Jahren   Impulse von außen kommen mit KünstlerInnen und Themen, die hier noch nicht so prä-
            haben auch die sozialen Medien eine immer wichtigere Rolle eingenommen, um neue   sent sind. Auch wäre es schön, wenn die Stuttgarter Galerien mehr nach außen strahlen,
            Positionen zu entdecken. Wenn mir etwas gefällt, spreche ich die KünstlerInnen immer   national und international Zeichen setzten und sich bemerkbar machten. Es gibt hier
            direkt an und versuche sie dann kennenzulernen. Ich finde die Personen hinter der Kunst   viele KünstlerInnen, die eine breitere Wahrnehmung verdienen.
            auch immer entscheidend. Immer öfter schicken mir KünstlerInnen Bewerbungen und
            Portfolios und stellen sich so bei mir vor. Hin und wieder sind da sehr überraschende   r Baden-Württembergs Landeshauptstadt verfügt über ein sehr kunstsinniges Publi-
            Positionen dabei, die ich mir näher anschaue. So habe ich zum Beispiel Monika Supé   kum. Konnten Sie sich als „junger“ Galerist bereits ein Stammpublikum aufbauen?
            kennengelernt, die die Auftaktausstellung in diesem Jahr bestritten hat.  Inzwischen gibt es viele Wiederholungstäter, und die Anzahl der Stammkunden wächst
                                                                          beständig. Viele Menschen aus der Nachbarschaft haben durch die Werbemaßnahmen
            r Ihre Galerie im Stuttgarter Westen betreiben Sie seit Juni 2023. Wie ließ sich alles an,   in unserer Einfahrt wahrgenommen, dass es hier im Hinterhof Spannendes zu sehen
            und in welchem Turnus sind dort Ausstellungen zu sehen?       gibt. Dadurch, dass unser Programm thematisch etwas breiter angelegt ist, kommen auch
            Mit der ersten Ausstellung des Basler Künstlerkollektivs Protoplast gelang ein fulminanter   immer wieder neue Leute. Die ausstellenden KünstlerInnen bringen außerdem immer
            Start, auch weil die Ausstellung mit Aktionen an verschiedenen Fassaden und an Lit-  einen Stamm an FreundInnen und Bekannten mit. Somit wächst der Kreis unserer Besu-
            faßsäulen in den urbanen Raum hinein erweitert wurde. Erfreulicherweise hat uns das   cherInnen ständig. Auch die Presse hat schon mehrfach berichtet, was natürlich immer
            Kulturamt der Stadt Stuttgart mit einer Förderung für die Kunst im öffentlichen Raum sehr   ein guter Push-Faktor ist. Dennoch ist es sehr schade, dass die Galerienszene in den
            unterstützt, worüber wir sehr dankbar sind. Anfang November des vergangenen Jahres   Medien zu wenig berücksichtigt wird.

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