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Architektur + Film: Der Brutalist
Drei Oscars aus insgesamt zehn Nominierungen gingen in diesem Jahr an das Drama „Der
Brutalist“, das von einem jüdischen Architekten erzählt, der sich nach dem Holocaust ein
neues Leben in den USA aufbauen möchte. Hauptdarsteller Adrien Brody gewann für die
Rolle seinen zweiten Academy Award. Sichtbeton, rohe Flächen ... Regisseur Brady Corbet
hat ein Werk geschaffen, das in seiner Kargheit ebenso monumental wirkt wie die Bauten,
um die es geht. Hier wird Architektur nicht als Kulisse verstanden, sondern als Wesen. Die
Geschichte des fiktiven Architekten László Tóth, der in den USA Karriere macht, ist eine
Geschichte von Widerstand, von Idealen und von der Frage, ob Architektur überhaupt
etwas anderes sein kann als ein politisches Statement. Die Anklänge an reale Biografien
sind unverkennbar: Der österreichisch-ungarische Ursprung der Hauptfigur lässt an Mar-
cel Breuer denken, seine US-amerikanische Karriere an Louis Kahn. Tóth kommt mit
großen Träumen in die Neue Welt, doch das Amerika der 1950er-Jahre ist nicht bereit für
ihn – der American Dream bleibt aus. Erniedrigung folgt auf Erniedrigung: Die Bezahlung
seines ersten großen Auftrags wird ihm verweigert, und Tóth findet sich auf dem Bau wie-
der, als einfacher Hilfsarbeiter. Sein Weg zur Anerkennung bleibt buchstäblich steinig. Die Three Oscars from ten nominations went to “The Brutalist”, a drama about a Jewish archi-
Kamera des Briten Lol Crawley – ebenfalls mit einem Oscar ausgezeichnet – arbeitet mit tect rebuilding his life in the U.S. after the Holocaust. Lead actor Adrien Brody won his
strengen Bildkompositionen: Fluchtlinien aus Beton, Schatten, die genauso schwer wie- second Academy Award for the role. Director Brady Corbet crafts a film as stark and monu-
gen wie das Licht. Regisseur Corbet ließ sich unter anderem von Jean-Louis Cohens Buch mental as the buildings it portrays—architecture here is not mere backdrop but essence.
„Architecture in Uniform“ inspirieren. Die tiefgehende Auseinandersetzung mit Architek- The fictional architect László Tóth’s journey is one of resistance and ideals, questioning
turgeschichte durchzieht den gesamten Film. Gedreht wurde er in Ungarn, im Vereinigten whether architecture can be anything other than a political statement. His Hungarian roots
Königreich und den USA – ein symbolischer geografischer Bogen. Was macht den Film so recall Marcel Breuer, his American career echoes Louis Kahn. But 1950s America isn’t ready
bemerkenswert? Dass er Architektur nicht als Hintergrundrauschen des Lebens versteht, for Tóth: unpaid commissions, humiliation and eventually drug abuse define his path.
sondern als existenzielles Statement. Er zeigt, dass Architektur sich nicht um Bequem- His uncompromising designs clash with a nation clinging to nostalgic façades. Cinema-
lichkeit schert. Dass sie nicht gefallen muss. Baukunst in Zelluloid gegossen: Wer als tographer Lol Crawley reinforces the film’s rigor with strict compositions – concrete lines,
Fachfremder nach diesem Film ein brutalistisches Gebäude sieht, wird es möglicherweise heavy shadows. Inspired by Jean-Louis Cohen’s “Architecture in Uniform”, Corbet’s film is
nicht mehr als „Betonklotz“ wahrnehmen, sondern als Denkmal eines Kampfes. sf a meditation on architectural history, shot across Hungary, the UK and the U.S.
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