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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
LENNE OFFICE
IN TALLINN
Entwurf • Design Kamp Arhitektid, EE-Tallinn
Rund ein Drittel der estnischen Gesamtbevölkerung, nämlich mehr als
400.000 Menschen, lebt in der Hauptstadt Tallinn. Von der bewegten
Geschichte der baltischen Stadt an der Ostsee zeugt noch heute ihre
aufregende Mischung aus Alt und Neu. Diese Kontraste prägen auch
den neuen Firmensitz von Lenne: In einer ehemaligen Fabrikhalle aus
der Sowjetzeit schuf Kamp Arhi tektid eine moderne Arbeits land schaft
auf mehreren Ebenen, die durch das Spiel mit Material und Maßstä-
ben Mitarbeiter und Besucher gleichermaßen inspirieren soll.
About one third of the Estonian population, namely more than
400,000 people, live in the capital city of Tallinn. The city’s exciting
mixture of old and new still bespeaks the turbulent history of the
city on the Baltic Sea. These contrasts also characterise the new
headquarters of Lenne: in a former factory hall dating from the
Soviet era, Kamp Arhitektid created a modern working environment
on several levels, which through the interplay of materials and sca-
les inspires employees and visitors alike.
von • by Vera Cramer
E rst seit 1918, als Estland nach dänischer, deutscher, schwedischer und russischer
Herrschaft erstmals seine Unabhängigkeit erlangte, heißt die estnische Hauptstadt
Tallinn. Bekannt wurde sie als Hansestadt Reval: Die deutschbaltische Oberschicht in der
Stadt, die hauptsächlich aus Kauf leuten bestand, pflegte einen engen Kontakt zur Hanse,
was Reval nicht nur zu einem Knotenpunkt des Ostseehandels machte, sondern auch die
estnische Kultur und Architektur maßgeblich beeinflusste. Heute gehört die Tallinner Alt -
stadt als außergewöhnlich gut erhaltene mittelalterliche Handelsstadt zum UNESCO-
Welt erbe. Nur einen Stein wurf entfernt von den Giebelhäusern der Altstadt befindet sich
das moderne Zentrum Tallinns, das mit seinen gläser nen Wolken kratzern Zeuge der
raschen Entwicklung der Stadt seit der erneuten Unabhängigkeit Estlands 1991 ist. Da -
zwischen ragen Bauten aus der Sowjetzeit. Auch die Fabrikgebäude im Innenstadtbezirk
Kitseküla, der um die Jahrhundertwende als Arbeitervorstadt entstanden war, wurden
Ende der 1950er-Jahre errichtet. In einer dieser geräumigen Fabrikhallen gestaltete nun
das ortsansässige Architekturbüro Kamp Arhitektid auf einer Fläche von 1.100 Quadrat -
metern den neuen Firmensitz des estnischen Kinder moden herstellers Lenne. s
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