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WOHNEN • LIVING

































            CASA A12

            IN MADRID



            Entwurf • Design Lucas y Hernández Gil, ES-Madrid


            Es  halten  sich  verschiedene Versionen  über  den Tod  der  jungen
            Schneiderin Manuela Malasaña Oñoro – sicher ist, dass sie 1808 mit
            nur 17 Jahren beim Aufstand der Spanier gegen die Besatzung Napo-
            leons kämpfte und starb. Seitdem wird sie als Freiheitskämpferin ver-
            ehrt, und zwar so sehr, dass die Stadtväter Madrids das Viertel, in
            dem sie lebte, nach ihr benannten: Malasaña. Heute ist der zentral
            gelegene Stadtteil der spanischen Hauptstadt zu einem beliebten
            Quartier avanciert. Die ideale Kulisse für ungewöhnliches Wohnen.

            Different versions of the death of the young dressmaker Manuela
            Malasaña Oñoro have been circulating. It is, however, certain that
            she fought and died in 1808 at the age of only 17 in the Spanish
            uprising against the Napoleonic occupation. Since then she has
            been venerated as a freedom fighter, so much that the city fathers
            of Madrid named the district where she lived after her: Malasaña.
            Today,  this  centrally  located  quarter  has  become  a  popular
            neighbourhood. The ideal setting for unusual living concepts.



            von • by Sabine Marinescu
            T   raditionelle Läden und Restaurants verschmelzen in Malasaña mit zeitgemäßen
                Bars, Clubs und Galerien zu einer vibrierenden Mischung – das war nicht immer
            so. Bis vor einigen Jahren gehörte das Viertel nicht unbedingt zu den beliebtesten und
            sichersten Wohnquartieren der Metropole. Auch heute noch finden sich Ladengeschäfte,
            deren vergitterte Fenster an weniger glorreiche Zeiten erinnern, doch mittlerweile hat
            sich das historische Viertel stark gewandelt: (Noch) wenig touristisch, aber bereits ge-
            füllt mit hippen Großstädtern, die den Stadtteil eben wegen seiner verwegenen Vergan-
            genheit okkupiert haben. Und so wird natürlich auch adäquater Wohnraum immer be-
            gehrter. Neubauten sind aufgrund der bereits dichten Bebauung allerdings kaum mög-
            lich, und so entstehen in den Altbauten neue, aufregende Wohnkonzepte wie die Casa
            A12. Das Madrider Büro Lucas y Hernández-Gil hat eine aufgrund seines schmalen
            Grundrisses dunkel wirkende Maisonette-Wohnung dank kunstvoller architektonischer
            Kniffe, einer futuristisch anmutenden Materialwahl sowie einer ausgesprochen fanta-
            sievollen Einrichtung zu einem Kleinod gemacht, das zunächst eher Assoziationen zu
            einem Showroom, einer Galerie oder gar einem Club als einer Wohnung weckt.  s

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