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WOHNEN  •  LIVING



































               NADJA APARTMENT

               IN ATHEN


               Entwurf • Design Point Supreme architects, GR-Athen; KN Group, GR-Athen



               Für eine Athener Familie – Eltern und drei Kinder – ergibt sich die
               Mög lich keit zwei übereinanderliegende Wohnungen in einem vierge-
               schossigen Wohnungsbau zu erwerben, zusammenzulegen und ganz
               nach ihren individuellen Vorstellungen und Bedürf nissen umzubauen.
               Das kann eine Erfolgsgeschichte werden, muss aber nicht! Marianna
               Rentzou und Konstantinos Pantazis von Point Supreme architects
               kanalisierten perfekt Wohnwünsche, Bestand und Budget und erziel-
               ten ein überraschendes Ergebnis ganz im Zeichen der Postmoderne.

               A family living in Athens – parents and their three children – has the
               opportunity to purchase two apartments on top of each other in a
               four-storey residential building, connect them and convert the inte-
               riors according to their individual ideas and needs.  This has the
               potential to be a success storey, but not necessarily! Marianna
               Rentzou and Konstantinos Pantazis from Point Supreme architects
               channelled living ideas, existing apartments and available budget to
               achieved a surprising result that is characterised by post-modernism.



               von • by Petra Stephan
               B  eim Thema Postmoderne scheiden sich ja die (Architekten-)Geister! Manch einer
                  glaubte sie längst überwunden und war darüber gar nicht unglücklich. Kritiker wer-
               fen der Postmoderne einen würdelosen Umgang mit der Geschichte und eine an Kitsch
               grenzende, kulissenartige Bauweise mit beliebiger Stilvermischung vor. Der Schlachtruf
               „Anything goes!“  wirkte in den 1970er-Jahren  wenig  vertrauensbildend. Dabei hatte
               Charles Jencks damals nur Gutes im Sinn, als er in Abgren zung zur zunehmend als steril
               und totalitär empfundenen Moderne den Begriff Postmoderne in die Archi tektur diskus -
               sion einbrachte. Pluralität lautete der Schlüsselbegriff und meinte die Akzeptanz der Viel -
               falt, die Ablehnung des Diktats der Moderne nach ständiger Neue rung – stattdessen die
               Hinwendung zu Geschichte und Tradition. Damit sprach die Architektur erstmals seit
               Jahrzehnten wieder ihre Nutzer an und traf genau deren Nerv. Architektur sollte demo-
               kratisch werden! Neben der Archi tektur von Hans Hollein, Michael Graves, James Stirling
               oder Aldo Rossi entstanden Möbelentwürfe der italienischen Studios Alchimia und
               Memphis. Sie vereinten dabei Stilan leihen aus allen Epochen der Kulturgeschichte und
               pflegten eine Vorliebe für Farbe, Dekor und antifunktionalistische Gestaltung.  s



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