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WOHNEN  •  LIVING



































               LOFT BINNENSKAMER

               IN KORTRIJK


               Entwurf • Design Graux & Baeyens architecten, BE-Gent



               Um ein Industrieloft zu zonieren und natürliches Licht in alle Bereiche
               zu leiten, haben Basile Graux und Koen Baeyens eine zwei geschossige
               Skulptur aus geschwungenen Wänden kreiert. Wie Vorhänge flattern
               die Gebilde durch den Raum und lassen dem Begriff der fließenden
               Räume eine ganz neue Be deutung zukommen. Schauplatz der Ins ze -
               nierung ist eine ehemalige Textilfabrik aus dem 19. Jahrhundert, in der
               sich Geschichte und Gegen wart – dank der Experimentier freu de der
               Architekten – auf eine harmonische Verbindung eingelassen haben.

               The architects Basile Graux and Koen Baeyens conceived a two-
               storey sculpture made of curved walls to divide an industrial loft in
               individual zones and direct natural light to all areas. The objects
               flutter through the room like curtains and give the term of flowing
               rooms a completely new meaning. The venue of this staging is a
               former textile factory dating from the 19th century, where history
               and present – thanks to the architects’ love of experimentation –
               have entered a harmonious relationship.



               von • by Christine Schröder
               G   eografisch gesehen liegt Belgien am westlichen Rand von Europa. Politisch nimmt
                   das kleine Land an der Nordsee allerdings eine zentrale Rolle ein, befinden sich
               doch in der Hauptstadt Brüssel die wichtigsten Institutionen der Europäischen Union.
               Während sich also in Brüssel das politische Leben abspielt, hat sich das rund 100 Kilo -
               meter entfernt liegende Städtchen Kortrijk seit 1968 zu einer bedeutenden Destination
               des internationalen Designgeschehens entwickelt. Seitdem nämlich findet hier alle zwei
               Jahre die Möbel- und Designmesse Biennal Interieur statt. Zwar ist die Schau wesentlich
               kleiner als beispielsweise der Salone del Mobile in Mailand, ihren besonderen Reiz er -
               hält sie durch ihre nichtkommerzielle Ausrichtung: Die Aussteller werden von der Non-
               Profit-Organisation Interieur Foundation sorgfältig ausgewählt, das Begleitprogramm in
               Zusammenarbeit mit geladenen Größen aus Architektur und Design aufwendig kuratiert.
               Ansonsten geht es in der von einem mittelalterlichen Kern und hübschen Back stein -
               bauten geprägten Stadt an der Leie beschaulich zu. Bis in die 1960er-Jahre bildete die
               Flachsverarbeitung einen wichtigen Wirtschaftszweig. Zusehends dem Verfall geweihte,
               imposante Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert zeugen bis heute von dieser Zeit.   s



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