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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION

































            FRISEURSALON

            IN IKOMA



            Entwurf • Design Hitotomori architects, JP-Nara


            Für das Gelingen einer perfekten Frisur ist neben der Kunst des
            Haareschneidens die richtige Pflege ausschlaggebend. Und die be-
            ginnt schon im Verborgenen, nämlich an der Wurzel. Vor diesem
            Hintergrund haben Hitotomori architects für die Betreiberinnen
            vom Atelier Toiro die Ästhetik von Materialien, die eigentlich nicht
            an die Oberfläche gehören, sichtbar gemacht.



            von • by Christine Schröder
            M    it dem Besuch beim Friseur verbindet jeder etwas Anderes. Für die einen ist es
                 eine lästige Pflicht, die man über sich ergehen lässt, andere freuen sich über die
            Pflege und ein gutes Gespräch, und wieder andere nehmen ihren Mut zusammen und
            wagen gar eine Typveränderung. So individuell wie die Bedürfnisse ihrer Kunden sind,
            so vielseitig stellten sich Itoe Iizuka und Hitomi Goshoo auch die Gestaltung ihres Salons
            Atelier Toiro in der japanischen Stadt Ikoma vor. Durch unterschiedliche Erfahrungen,
            Talente und Neigungen ist jeder Mensch anders. Bei Atelier Toiro soll diese Individualität
            mit dem perfekt abgestimmten Haarschnitt zur Geltung kommen. Toiro bedeutet über-
            setzt „zehn Farben“, was die Betreiberinnen als Symbol für Vielfalt verstehen. Hitotomori
            architects aus dem benachbarten Nara griffen diesen Gedanken auf und realisierten auf
            87 Quadratmetern eine kleine Oase mit zahlreichen Aha-Effekten. Schauplatz ist das Erd-
            geschoss eines Wohngebäudes. Zwei große Öffnungen in der Fassade wurden zurückge-
            setzt, wodurch jeweils ein wetter geschützter Außenbereich entstanden ist. Sowohl die
            neuen  Fensterfronten  als  auch  alle  raumbildenden  Elemente  sind  aus  Tro cken -
            baumodulen konstruiert. Anstatt die Metallprofile wie gewohnt hinter Gipskartonplatten
            zu verbergen, spielen die Architekten mit der Unterkonstruktion. Die frei liegenden Pro-
            file sind von hinten mit grauen Porenbetonplatten beplankt. Entstanden sind markante
            Einbauten mit stark vertikalem Raster. Dazu bringen großformatige Lärchenholzplatten,
            die entlang der Außenwand ausladende Sitznischen, Regale und Stauraum bilden, opti-
            sche Wärme in den rechteckigen, in drei Zonen unterteilten Raum. Im Anschluss an die
            Rezeption folgen die Schneideplätze, von hier führt eine Stufe zum Waschbereich, der
            dezent hinter einem zart-eleganten Vorhang aus durchscheinendem Organdy-Stoff ver-
            borgen ist. Sicherlich erforderte der Einsatz der unüblichen Materialien Mut, doch so wie
            die Kunden den Salonbetreiberinnen vertrauen, vertrauten diese den Architekten und
            wurden belohnt. Laut eigener Aussage verstehen die Kunden dieses Signal und begeben
            sich für ihren Look umso vertrauensvoller in die Hände von Atelier Toiro.

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