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Der Entwurf eines Wohnhochhauses von Jan Neflin und Lucas Apfel-
bacher entstand unter der Betreuung von Prof. Piero Bruno, dem Lei- Jan Neflin, Lucas Apfelbacher
ter des Instituts Wohnen und Entwerfen an der Universität Stuttgart.
Seine bildstarke Qualität bezieht der Bau aus berühmten Referenz-
objekten wie dem Mailänder Torre Valesca und der Unité d’Habita- 1996 in Friedrichshafen geboren 1997 in Weiden/Oberpfalz geboren
tion. Geplant für einen Stuttgarter Unort und vor dem Hintergrund 2016-20 Architekturstudium B.Sc. 2016-20 Architekturstudium B.Sc.
der Isolationserfahrungen der Corona-Krise entwickelt, versucht der in Stuttgart 2019 Praktikum bei AIT in Stuttgart 2019 Praktikum bei mgf
Entwurf Antworten auf die großen Fragen der Gegenwart zu geben.
The design of a residential tower by Jan Neflin and Lucas Apfelba-
cher has been developed under the supervision of Professor Piero
Bruno, the director of the Institute Housing and Design at the Uni-
versity of Stuttgart. The construction gets its stunning quality from
famous reference objects such as the Milan Torre Valesca and the
Unité d’Habitation. Planned for a Stuttgart non-place and develo-
ped during the isolation that was caused by the Corona crisis, the
design tries to give answers to the big questions of the present.
von • by Jan Neflin, Lucas Apfelbacher
E in Entwurf am Österreichischen Platz – wem dabei sofort Bilder von hohen Ge-
birgsketten oder idyllischen Bergdörfern durch den Kopf schießen, der irrt gewal-
tig. Nicht einmal die Bezeichnung „Platz“, die für diesen Verkehrsknotenpunkt im Zen-
trum von Stuttgart gewählt wurde, trifft so richtig zu. Vielmehr ist der Ort ein Sinnbild
für die „autogerechte Stadt“, die hier nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Hier tref-
fen die beiden Hauptverkehrsadern der Stadt, die B14 und die B27, aufeinander und
verwandeln einen öffentlichen Platz in einen Ort, an dem Fußgänger unerwünscht
sind. Auf mehreren Ebenen kommen hier etliche Straßen zusammen, die sich um ein
zentrales Rondell herumwinden, das wiederum den Blick auf die tiefer verlaufende
„Stadtautobahn“ B14 ermöglicht. Wo sich dem Namen nach bei schönem Wetter ei-
gentlich die Passanten tummeln müssten, herrscht zumeist nur Stau, und wo in ande-
ren Städten vielleicht ein großzügiger grüner Aufenthaltsort geschaffen worden wäre,
gibt es in Stuttgart eben einen „autogerechten Platz“. Ziel des Entwurfs war es, über
drei separate, experimentelle „Entwurfssequenzen“ ein Gebäude für diesen eher spe-
ziellen Ort zu erarbeiten. So sollte durch unterschiedliche darstellerische Mittel für jede
einzelne Sequenz ein eigenes Bild erarbeitet werden, anhand derer der letztendliche
Entwurf abgeleitet werden kann.
Sequenz 1 – Ein Fenster zur Stadt
Als Einstieg in den Entwurf sollten wir uns mit unseren Erfahrungen während der Zeit Die Torre Velasca in Mailand diente als formale Referenz. • The Torre Velasca in Milan served as a reference.
der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im März und April 2020 beschäftigen. Von
besonderer Bedeutung waren die Auswirkungen, die eine solche Extremsituation auf
unsere Wohn- und Lebensverhältnisse hatte. Als bildnerisches Mittel haben wir uns Konzeptionell wurde das Thema der Isolation behandelt. • The concept was based on the theme of isolation.
dabei der Collage bedient. Als zentrales Motiv unserer Collage haben wir uns auf das
architektonische Element des Fensters konzentriert. Das Fenster, das gerade in Zeiten
der Einsamkeit als Verbindung zur Außenwelt fungiert, den Blick auf die Straße und die
gegenüberliegenden Gebäude ermöglicht; uns jedoch gleichzeitig unserer Isolation be-
wusst werden lässt, uns eigentlich nur zeigt, was für uns in diesem Moment unerreich-
bar bleibt. Das Bild ist in drei Ebenen aufgebaut. In vorderster Ebene sieht man eine
Frau, die mit angezogenen Knien in einem steril wirkenden Raum sitzt und durch ein
großflächiges, hochmodernes Fenster starrt. Diese Ebene, die die unmittelbare, von der
Außenwelt getrennte Umgebung der Frau darstellt, steht in starkem Kontrast zu der hin-
tersten Ebene. Diese stellt den Sehnsuchtsort der Stadt dar, die als unerreichbare, vom
Sonnenuntergang beleuchtete Fantasie in der Ferne liegt. Als Zwischenebene zwischen
diesen beiden Gegensätzen fungiert eine graue, menschenleer-anonyme Stadtsilhou-
ette, die die Unerreichbarkeit der Normalität unterstreichen soll.
Sequenz 2 – Eine Insel über der Stadt
In der zweiten Sequenz ging es um die Annäherung an den Ort des Gebäudes. Dies sollte
in Form einer Montage geschehen, in der wir mithilfe bereits existierender Gebäude ver-
schiedene Formen oder Materialien ausprobieren konnten, um so über unterschiedliche
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