Page 3 - AIT1117_Tunnelflieger
P. 3
Nina Nöth
1991 in Schweinfurt geboren 2002 - 2008 Wilhelm-Sattler-Realschule in Schweinfurt 2008 - 2010 Friedrich-Fischer-Schule in
Schweinfurt 2011 - 2015 Bachelorstudium Innenarchitektur an der Hochschule Coburg 2013 - 2014 Praktikum bei Milla & Partner in
Stuttgart seit 2015 Masterstudium Innenarchitektur an der Hochschule Mainz 2014 – 2015 Tutorin an der Hochschule Coburg
sichtsvoll auf den Patienten eingeht, ohne dass er aktiv etwas dafür tun muss. Die
Zielgruppe umfasst alle Patienten im Alter zwischen 0 und 18 Jahren. Das stellte uns
hinsichtlich eines Leitbildes für den Entwurf vor eine Herausforderung, da dieses einen
Fünfjährigen glei chermaßen erreichen muss wie einen 16-jährigen. Als Studenten des
Studien ganges Kommunikation im Raum wollen wir, wie der Name schon sagt, eine
gemeinsame Ebene der Kommunikation zwischen Mensch und Raum schaffen. In
unserem Fall der Kinder chirurgie wollten wir erreichen, dass der Raum insofern mit
dem Patienten kom muniziert, als dass er ihm die Angst nimmt und Hoffnung schenkt.
Er lässt ihn nicht alleine in seiner Situation, und um dieses Gefühl noch zu verstärken, Der Papierflieger begleitet den Patienten in Form ... • As a luminous contour projected onto the wall, the paper ...
wollen wir den kleinen Patienten einen Freund mitgeben, der sie auf ihrem Weg zum
OP begleitet und beschützt. Wir wollen eine Geschichte erzählen.
Papierflieger kommuniziert spielerische Leichtigkeit
... einer, an die Wand projizierten Lichtkontur in den OP. • ... airplane accompanies the patient to the OR.
Unsere gestalterische Leitidee hierzu ist der Papierflieger! Er ist für Jung und Alt ables-
bar und kommuniziert durch seine Einfachheit und seinen Charme altersübergreifend
spielerische Leichtigkeit. Dieses Bild bietet uns eine gewisse Dynamik, sich im Raum
frei zu bewegen, und bespielt durch den „natürlichen Lebensraum“ eines Papier fliegers
in der Luft zudem noch die entscheidenden Bereiche: Decke und obere Wand. Das
darauf basierende Konzept besteht aus mehreren Gestaltungsebenen, die im
Zusammenspiel eine runde Inszenierung schaffen. Die wichtigste räumliche Ebene ist
die Metallstruktur, die sich wie eine Wolkendecke durch den Gang zieht. Hierbei
fungieren modulare, verformbare Metallmodule als blickschützende Ebene zwischen
dem Patienten und der kalten, funktional anmutenden Bestandsdecke. Die
Wolkenstruktur bespielt hauptsächlich den Deckenbereich, zieht sich aber an der einen
oder anderen Stelle auch am oberen Wandbereich herunter. Dieses Element schafft
eine perfekte Bühne für den Papierflieger und ist zudem noch das einzige räumliche
Objekt unseres Entwurfes, was uns hinsichtlich Kosten und Montage sehr entge-
genkommt. Durch den unregelmäßigen Verlauf der Wolkenbahn, die sich auch nach
der aktuellen Bespielung von Bestands decke durch Rohre oder Feuermelder richtet,
bricht das Licht verschieden intensiv durch die Lücken. Wie Sonnenstrahlen sorgt eine
dezent farbige Beleuchtung der Struktur von hinten für eine warme, zauberhafte
Atmosphäre. Die Öffnungen entstehen durch eine angedeutete Flugbahn des Fliegers,
die dem Kind das Gefühl vermittelt, dieser Weg wurde schon des Öfteren geflogen, was
Metallstruktur für das 1:1-Modell • Metal structure for the full-scale model
die Angst vor Unerwartetem nehmen soll. Der Papierflieger selbst fliegt unbeschwert
als Lichtkontur durch den Raum, immer in der Nähe des Patienten. Hierfür sorgt eine
Technikbox, die von der Krankenschwester vor der Fahrt an das Fußende des Bettes
gehängt wird. In dieser sitzt eine Leuchte mit beweglichem Kopf, die durch eine
Schablone den Flieger in verschiedenen Formationen bewegt in den Raum projiziert.
Der Testlauf war ein voller Erfolg
Nach diversen kleineren Testläufen innerhalb des Hochschulgebäudes stellte das Zehn-
Meter-Mock-up auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung im März 2016 unseren ersten tat-
sächlichen Testlauf dar. Das Anbringen der Module, die Wirkung und das Ausrichten des
Lichtes sowie die Projektion des Papierfliegers konnten erstmals im Zusammen spiel
getestet und währenddessen optimiert werden. Für den Testaufbau auf der Ausstellung
stand uns ein zehn Meter langer Verbindungsgang zwischen zwei Hallen zur Verfügung,
der von den Messebetreibern liebevoll als „der Stimmungs gang“ bezeichnet wurde. Im
Anschluss an unseren kleinen Tunnel nutzten wir eine entstandene Raumnische, um
unsere Idee anhand verschiedener Entwurfsskizzen und Bestands fotos zu erläutern. Ein
Highlight war hier zum Beispiel die Blackbox, die den Besuchern einen Blick auf das
lichtinszenierte Model werfen ließ. Hierdurch wurde vielen erstmals die wirkliche
Dimension des Tunnels klar. Schön zu erkennen war außerdem die Lokalisierung des
AIT 11.2017 • 049