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SERIEN STUDIERENDE ENTWERFEN • STUDENTS DESIGN
























            Schnitte • Sections



































            Ansichten • Elevations




            vatsphäre der Bewohnerinnen und Bewohner wird dabei aufrechterhalten und gleicher-  schutztechnischen Anforderungen zu erfüllen, ist die Fichtenholzverkleidung der Innen-
            maßen das soziale Miteinander gefördert. Auch die Barrierefreiheit und ein inklusiv aus-  räume zusätzlich mit einer transparenten Schutzschicht gestrichen, die die Optik der höl-
            gerichtetes Wohnen waren zentrale Entwurfsparameter – als möglicher Lösungsansatz  zernen Oberflächen nicht beeinträchtigt. Weitere natürliche Werkstoffe wie Schafwolle
            wird zukunftsweisend auf aktuelle Diskurse und die Nachfrage nach unkonventionellen  ergänzen die Palette des Konzepts. In der Wahl der Materialien drückt sich die Verbun-
            Wohnformen Bezug genommen. Das Konzept des Cluster-Wohnens kann im Quartier  denheit zur waldreichen Umgebung aus und wird sicht- und spürbar gemacht.
            durch zumietbare Arbeitsräume als Homeoffice-Zimmer individuell erweitert werden. Ba-
            sierend auf einem flexiblen System an Grundtypologien ist ein Anpassen der Wohnungs-  Trauerhalle und Pavillon der Stille ergänzen das Wohnquartier
            größen je nach Bewohnerschaft möglich. Dem Wunsch nach mehr Gemeinschaftsgefühl
            und dem Bedarf an kleinerem Wohnraum konnte damit entsprochen werden. Der grüne  Als Bindeglied zwischen dem nahegelegenen Friedhof und dem Mehrgenerationen-
            Innenhof des Ensembles verbindet die einzelnen Gebäude miteinander, fördert die Kom-  quartier soll im Entwurf eine Trauerhalle fungieren, sich aber dennoch als eigenstän-
            munikation zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern und schließt inhaltlich die  dige Architektur im Wald präsentieren. Ausgeführt als schlichter, symmetrischer Zie-
            Klammer des kollektiven Mehrgenerationenwohnens. Ebenso im Entwurf bedacht sind  gelsteinbau erzeugt die Materialität der sakralen Halle eine Analogie zur Stille und
            die Botanik und Landschaftsplanung: Zwischen den Gebäuden sorgen Grünflächen mit  Schwere, die die Thematik des Todes mit sich bringt. Besonderer Fokus der Konzep-
            neu gepflanzten Obstbäumen für gezielte Durchblicke in den Wald und betten das Quar-  tion lag auf der Inszenierung von Licht und Schatten im Innenraum. Das Licht be-
            tier in seine Umgebung ein. Auf den Dachterrassen wird dieser gärtnerische Gedanke  stimmt dort maßgeblich die Atmosphäre. Begleitet wird die Trauerhalle durch den so-
            fortgeführt – Hochbeete ermöglichen die Selbstversorgung mit eigens angepflanzten Le-  genannten „Pavillon der Stille“, der sich zum Wald hin mit einem Brunnen und Sitz-
            bensmitteln. Im Nordwesten schließt zusätzlich eine Kräuterwiese an die Siedlung an.  gelegenheiten öffnet und Platz für die Trauernden bietet. Ausgang für die Gestaltung,
            Die Idee der Nachhaltigkeit spiegelt sich in der Materialität der Architektur wider: Sowohl  sowohl des Wohnquartiers als auch der Trauerhalle, waren der Gemeinschaftsge-
            für das Tragwerk als auch für den Ausbau und alle Verkleidungen sind natürliche Roh-  danke und der Einklang mit der für die Insel Rügen typischen Natur. Da der Diplom-
            stoffe vorgesehen. Für flexible, modulare Grundrisse sorgt eine Holzskelettkonstruktion  entwurf große Zustimmung in der Gemeinde Ostseebad Binz gefunden hat, wurde er
            aus regionaler Weißtanne; die Fassade ist in Lärchenholz ausgeführt. Um alle brand-  als Grundlage für einen Bebauungsplan angekauft.  pb

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