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SERIEN  IKONEN BEWOHNEN  • LIVING IN ICONS



                                                                             mit Möbelentwürfen ihrer berühmten Bewohner ausgestattet. 16 Zimmer verfügen zudem
                                                                             über eigene, kleine Balkone. Aber egal für welches Zimmer man sich heute entscheidet,
                                                                             ein paar es sen zielle Dinge teilen alle Besucher gemeinsam: Pro Etage existiert jeweils ein
                                                                             Bad mit zwei getrennten Duschräumen, zwei WCs, einer Teeküche sowie im Anschluss
                                                                             daran einem schmalen Austritt. Wie früher werden diese Räume gemeinsam genutzt. Das
                                                                             Gleiche gilt für die Selbstbedienungskantine im Erd geschoss des Prellerhauses sowie das
                                                                             öffentliche Restaurant im Keller des ehemaligen Werkstatt-Trakts.

                                                                             Mit dem Bauhaus leben

                                                                             Bleibt nur noch die Frage nach dem  Zeitvertreib:  Zum Pflichtprogramm gehören die
                                                                             geführten Touren durch das Bauhaus-Gebäude sowie das Ensemble der Meister häuser
                                                                             gleich um die Ecke. Bis Ende Oktober läuft im Werkstatt-Trakt auch noch die sehr sehens-
                                                                             werte Aus stellung zum Bauhaus-Architekten Carl Fieger. In und um Des sau herum locken
                                                                             außerdem noch  zahlreiche Baudenkmäler der Moderne:  vorneweg natürlich die  von
                                                                             Walter Gropius geplante Siedlung Dessau-Törten, in deren unmittelbarer Nachbarschaft
                                                                             auch das Haus Fieger, das Stahlhaus von Georg Muche und Richard Paulick, die Lau ben -
                                                                             ganghäuser von Hannes Meyer sowie das Konsum gebäude von Gropius einen Besuch
                                                                             lohnen. Von Gropius stammt zudem das ehemalige Arbeitsamt der Stadt Dessau, in dem
                                                                             heute das Amt für Ordnung und Verkehr untergebracht ist. Daneben sei ein Besuch der
                                                                             2016 durch das Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez Architekten rekonstruierten Trink -
                                                                             halle von Mies van der Rohe wärmstens empfohlen. Der kleine Kiosk bietet den wahr-
                                                                             scheinlich besten Kaffee der Stadt. Außerdem sollte man sich das Kornhaus von Carl
                                                                             Fieger nicht entgehen lassen. Das Ausflugslokal liegt am Ufer der Elbe, die die Stadt im
                                                                             Norden begrenzt. Der leicht auskragende, halbrunde, gläserne Vorbau auf der Westseite
               Früher wohnten und arbeiteten hier die Bauhaus-Studenten. • The Bauhaus students used to live and work here.   des Kornhauses dürfte neben dem Bauhaus-Gebäude das meistfotografierte Motiv der
                                                                             Dessauer Moderne darstellen. Mit dem neuen Bauhaus-Museum von addenda architects,
                                                                             das im kommenden Jahr eröffnet wird, kommt dann mit Sicherheit noch eine weitere
                                                                             Attraktion hinzu. Damit  wäre der  Tag gefüllt! Aber  wie gestaltet man die Nacht am
                                                                             Bauhaus? Das Restaurant im Werkstatt-Flügel ist abends eher spärlich besucht und
                                                                             schließt früh. Dessau selbst bietet Nachtschwärmern auch keine Alternativen. Man ist also
                                                                             gut beraten, sich mit einer Flasche Wein einzude cken, den Freischwinger auf den Zim -
                                                                             mer balkon zu stellen und ein gutes Buch zu lesen – etwa den bitterbösen Tom-Wolfe-Klas -
                                                                             siker „Mit dem Bauhaus leben“ oder aber auch den aktuellen Debüt-Roman von Theresia
                                                                             Enzensberger, „Blaupause“, über eine junge Archi tek tur studentin am Bauhaus und ihre
                                                                             schmerzlichen Erfahrungen im Umgang mit ihren machohaften männlichen Kollegen.

               Mehr als die Hälfte der Zimmer verfügt über einen Balkon. • More than half the rooms have a balcony.
                                                                             C  onstruction on the museum sites in Weimar, Dessau and Berlin is in full swing.
                                                                                Galleries, art associations and exhibition venues all over the country are raring to go.
                                                                             And the printing machines at the publishers of books on art, design and architecture are
                                                                             rotating. No doubt about it, the major Bauhaus jubilee 2019 will be the most important
                                                                             cultural event of next year and all the participants are increasingly nervous! Which city
                                                                             will win the popularity contest? Which book will get the best reviews? Before all these
                                                                             questions will be answered, we drove to Dessau once again to spend a night in the
                                                                             famous Bauhaus building by Walter Gropius. This has been possible since the middle of
                                                                             the noughties. At the time, the whole ensemble was being renovated and the first gue-
                                                                             strooms were opened in the workshop wing, the so-called Prellerhaus. Meanwhile, 23
                                                                             spacious and modern furnished single- and double rooms are available. The rates are 50
                                                                             euros per night on average and thus highly affordable!
                                                                             Sleeping like a Bauhäusler


                                                                             Many famous people already worked and slept in the former students’ workshops, gra-
                                                                             phic artists and typographers, architects and designers and painters. To mention just two
                                                                             of them in detail: Franz Ehrlich, one of the best-known architects and furniture designers
                                                                             of the GDR, for instance, studied at the Bauhaus and lived in one of the rooms from 1927
                                                                             to 1930. The standardized 602 furniture programme he designed in the mid-50s was
                                                                             found in almost all the prefabricated buildings prior to 1989. The designer Marianne
                                                                             Brandt, whose metal teapot ranks among the icons of early Bauhaus style and is still
               Fotos: Uwe Bresan                                             made, also lived in the Prellerhaus. Her room has been faithfully reconstructed and is part
                                                                             of the official guided tours through the building. With their dark-red linoleum floors, the
                                                                             remaining 22 rooms as well still breathe the spirit and the era of the Bauhaus. Today, the

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