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Rotterdam
Foto: Blaak Markt Rotterdam, MVRDV
Shift architecture urbanism, www.shift-au.com
ZUS – Zones urbaines sensibles, www.zus.cc
Fotos MVRDV House: Ossip van Duivenbode
MVRDV House: große Offenheit und Transparenz • MVRDV House: major openness and transparency es MVRDV zu gelingen, auch „Otto Normalverbraucher“ emotional anzusprechen.
Urban Hybrid in Emmen: Wohnen mit Vielfalt • Urban Hybrid in Emmen: various residential buildings
Rendering: MVRDV
060 • AIT 10.2016
r Woran arbeiten Sie derzeit?
Weitere Architekturbüros: sehr aktiv. In jüngster Zeit haben wir zum Beispiel einen städtebaulichen Wettbewerb
Als Deutscher arbeite ich an einigen Projekten in meinem Heimatland. Dort sind wir
in München eingereicht und an einem Gutachtenverfahren in Hamburg teilgenommen.
Als Dauerprojekt setze ich gemeinsam mit unseren Co-Architekten N-V-O vor Ort unsere
Konzepte für Werk 12 in München um. Des Weiteren starten wir gerade vielfältige
Einzelaufgaben zur Umwandlung von US-Militärgeländen in Mannheim, wobei ich per-
sönlich an der Umwidmung eines ehemaligen Offiziers-Casinos arbeite. Dabei gilt für
uns immer das MVRDV-Prinzip, auch bei kleinem Budget das Maximale herauszuholen.
Das heißt aber nicht, dass ich als Deutscher auf Bauaufgaben in Deutschland fixiert
wäre. Ich konnte bereits Erfahrungen durch Projekte in den Niederlanden, Frankreich
und in Bejing, in China, sammeln. Dabei bin ich sehr flexibel in höchst unterschiedliche
Phasen vieler Projekte eingebunden.
r Sie waren auch am Wettbewerb Urban Hybrid im schweizerischen Emmen
beteiligt, den MVRDV gewann. Dabei geht es um einen hybriden Wohnblock, der
eine Vielfalt an Apartments und Freiräumen zu einem höchst abwechslungs reichen
Ensemble kombiniert. Wie geht es mit diesem Projekt weiter?
Das Projekt erfährt sehr große Zustimmung, auch außerhalb Emmens. Es wurde zu letzt
auf der Messe Neue Räume Meuble-Immeuble in Zürich mittels eines eins zu eins
begeh baren Musterhauses gezeigt. Nach erfolgreicher Baueingabe konnten wir gemein-
sam mit der Senn AG einen Ausstattungskatalog der Einfamilienhäuser entwickeln. Wir
nennen dies, in Anspielung auf Winy Maas, „Ausbau nach Maas“. Auf der Baustelle ist
das multiple Konzept konsequent umzusetzen. Wer neue Wege geht, hat es manchmal
hingegen eine kurze Pause eingetreten, da der Investor noch einige Gespräche führt, um
schließlich etwas schwerer.
r Durch signifikante Architektur und außergewöhnliche, erlebbare Räume scheint
Ist diese soziale Komponente einer der Erfolgsfaktoren des Büros?
Dass unsere Architektur sehr vielen Menschen gefällt und manchmal auch polarisiert,
spricht meiner Meinung nach für unseren Ansatz. Wir denken die Geschichte der
Menschen, der Nutzer und Nutzungen voraus, sehen die Besucher und die Passanten,
das gesamte Umfeld inklusive seiner Entwicklungspotenziale und bleiben vor allem
viele Jahre nach der Fertigstellung unseren Gebäuden verbunden. Damit übernehmen
wir soziale Verantwortung, lernen aber auch viel dazu und erhalten die notwendige
Inspiration für weitere „nachhaltige“ Projekte, um dieses etwas abgedroschene Mode -
wort zu zitieren, welches bei unseren Konzepten tatsächlich angebracht ist. Ja, ich
denke, dass dies einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren von MVRDV ist. Unser Ansatz
zeigt sich auch sehr schön in unserer Monografie „MVRDV Buildings“. Da stehen nicht
die gewohnten, imposanten, menschenleeren Architekturfotos im Mittelpunkt, sondern
die Nutzer und ihre Meinung zu unserer Architektur.
r Was tun Sie in Rotterdam am liebsten, wenn Sie nicht gerade arbeiten?
Mein Lieblingsplatz ist der quirlige Wochenmarkt im Stadtzentrum. Dort, mitten im
Trubel des Markets, zwischen der von MVRDV erbauten und im Oktober 2014 fer-
tiggestellten neuen Markthalle, den Kubus-Häusern von Piet Blom und der historischen
Laurenskerk, die das Bombardement des Zweiten Weltkriegs überstand, gönne ich mir
samstags eine Portion Kibbeling mit Knoflook Saus – das sind im Teigmantel herausge-
backene Fischstückchen mit Knoblauchsoße. Anschließend besorge ich die Wochen -
einkäufe und bringe frische Blumen mit nach Hause. An diesem Ort, an dem einst die
Stadt entstand, an dem nun anstelle der Rotte eine Metrolinie verläuft, atme ich die
Vielfalt und Internationalität der Stadt ein und hole mir Inspirationen. Rotterdam liegt
nicht nur am Meer und hat einen riesigen Hafen, sondern ist auch eine sehr aktive kul-
turelle Stadt. Hier arbeiten junge, motivierte und experimentierfreudige Menschen aus
aller Welt an Kunst-, Architektur- und weiteren interessanten Projekten. Es gibt zahl -
reiche Veranstaltungen und hervorragende Vorträge. Außerdem finden in Rotterdam
große Events, wie das Architectuur Filmfestival Rotterdam und die Architectuur Biennale
Rotterdam, mit großem Zuspruch statt. Zurzeit feiert die Stadt sich selbst und 75 Jahre
Wiederaufbau nach dem Bombardement. Mit der „Rotterdam viert de Stad“-Initiative
werden wöchentlich zum Thema passende Gebäude vorgestellt. MVRDV durfte dazu
„De Trap“ beisteuern. Die imposante Treppenanlage führte von Mitte Mai bis Mitte Juni
vom Bahn hofsvorplatz, der Stationsplein, auf das Dach des denkmalgeschützten, 1951
von den Architecten Hugh Aart Maaskant und Willem van Tijen gebauten Groß handels -
gebäudes, des so genannten Groot Handelsgebouw. Langweilig wird es hier nie ...