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Entwurf 2017 • Design 2017 Claus Lämmle, Büroplasz, Lauterbach
Entwurf 1907 • Design 1907 Henry van de Velde (1863–1957)
Bauherr • Client Claus Lämmle, Lauterbach
Standort • Location Schloss Lauterbach, Neukirchen/Lauterbach
Nutzfläche • Floor space 1000 m 2
Fotos • Photos Maik Börner, Susanne Binder, Nikolaus Grünwald
Foto: Susanne Binder Foto: Maik Börner
Eingang zur „Wohnung Gretl“ mit kleinem Vestibül • Entrance to “Wohnung Gretl” with small hall Blick in das Schlafzimmer der Ferienwohnung Gretl • View into the bedroom of the Gretl holiday apartment
von • by Friederike Bienstein
D ie Parallelen sind unübersehbar – Henry van de Velde und Claus Lämmle scheinen um darin angemessen wohnen zu können, wurde Schritt für Schritt mit viel
Eigeninitiative des Schlossherrn und der Hilfe von Nachbarn, Dorfbewohnern, örtlichen
Brüder im Geiste zu sein: Begannen beide ihre Karriere mit dem Studium der
Malerei, führte die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Gestaltung in die Unternehmen und Fachplanern umgesetzt. Anfang 2005 begannen die ersten Abriss- und
Architektur und zu jeweils zeitgemäßen und ganzheitlichen Gestaltungs ansätzen. Ganz Renovierungsarbeiten im selbst bewohnten südöstlichen Teil des viergeschossigen Kultur -
im Sinne van de Veldes, mit und – im wahrsten Sinne des Wortes – in dessen Spuren denkmales. Die gesamte Infrastruktur – Heizung, Wasser, Abwasserleitungen und Strom -
wandelt Lämmle, Schloss- und Bauherr, Künstler, Designer, Ausstellungs macher und Kopf leitungen – wurde neu verlegt. Meisterhaft untersuchte Lämmle Materialien und Metho -
von Büroplasz. 2004 folgte er der Aufforderung einer Makleranzeige im Internet den, recherchierte Hersteller und Quellen, um Fehlendes vorzugsweise original, in jedem
„Jagdschloss in Sachsen zu verkaufen“ und machte das 350 Quadratmeter große Schloss Fall aber stil- und fachgemäß zu ersetzen.
mit knapp 1.000 Quadratmeter Nutzfläche nebst 7.500 Quadratmeter großem
Schlosspark für sich und seine Familie zum Lebensmittelpunkt und zu seinem architek- Auf den Spuren Henry van de Veldes
tur-archäologischen Forschungsfeld. (AIT berichtete in 1/2/2013 und 03/2014). Der
Anspruch, historische Substanz und Strukturen zu suchen, zu finden, freizulegen, wieder Auf der Nordwestseite des Schlosses befindet sich der ehemalige Personal- und Lieferan -
erlebbar zu machen und zu ergänzen, die umfangreiche von Henry van de Velde entwor- tenzugang. Der dahinter liegende Teil – die heutige „Wohnung Gretl“ – wurde nach dem
fene Innenraumgestaltung, Jugendstil-Stuckdecken, Holzwandvertäfelungen, Einbau - Zweiten Weltkrieg zur Wohnung umgebaut und war bis Ende 2011 vermietet. 2012 konnte
schrän ke und eine ganzheitliche Farbgestaltung wiederherzustellen, historische Porträts sie bereits auf den Zustand von vor 1945 rückgebaut werden. Im Mai 2015 schließlich
der ehemaligen Schlossbesitzer als Gestaltungselement wieder mit einzubinden und die- waren die Renovierungsarbeiten im Schloss so weit vorangeschritten, dass es mit der
sen Ansatz gekonnt mit zeitgenössischem Design und modernem Komfort zu verheiraten, Fertigstellung der 79 Quadratmeter großen Wohnung in die Endphase der Renovierung
AIT 1/2.2018 • 037