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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA
KREBSHILFEZENTRUM
IN OLDHAM
Entwurf • Design dRMM architects, GB-London
Es ist das Vermächtnis einer starken Frau: Margaret Keswick Jencks
starb vor 22 Jahren an Brustkrebs. Ein Jahr später eröffnete bereits das
erste Maggie’s Centre in Edinburgh. Das mittlerweile 21. Krebs hilfe -
zentrum in Oldham bei Manchester wurde im Sommer dieses Jahres
in Betrieb genommen. Den lichten Ort der Ruhe und Besinnung ent-
warf das Londoner Architekturbüro dRMM ganz aus Holz.
von • by Petra Stephan
D ie Frau des amerikanischen Architekturkritikers Charles Jencks – von ihren Freun den
Maggie genannt – hatte während ihrer Krebstherapie die leidvolle Erfahrung ge -
macht, dass die Umgebung herkömmlicher Kliniken kaum positiven Einfluss auf die
Psyche der Erkrankten nehmen konnte . Zusammen mit ihrem Mann hatte sie in den zwei
Jahren vor ihrem Tod begonnen, über Behandlungshäuser nachzudenken, die die Klini -
ken um einen angenehmen Rahmen für ärztliche Beratung und psychologische Betreu ung
ergänzen. Daraus entstand der Maggie Keswick Jencks Cancer Caring Centres Trust (siehe
auch AIT 11.2015). Für die Planung ihrer Häuser konnte die Stiftung – auch aufgrund der
guten Kontakte von Charles Jencks – international renommierte Architekten wie Zaha
Hadid, Rem Koolhaas oder Richard Rogers gewinnen. Für Alex de Rijk, Mitbegründer des
Londoner Architekturbüros dRMM und als Dean des Royal College of Arts aktiver Förderer
der Holz architektur, war es Ehre und Anliegen zugleich, die Planung des inzwischen
21. Maggie’s Centre in Oldham zu übernehmen. Er sieht nämlich einen unmittelbaren Zu -
sam men hang zwischen der Erkrankung an Krebs und der gebauten Umwelt sowie der
verwendeten Materialien. Die Frage nach dem Konstruktionsmaterial für seine „gut ge -
mach te, sorgfältig proportionierte, einfache Schachtel“, so de Rijk, war für ihn als Planer
der ersten Brettsperrholz-Bauwerke in Groß britannien kein Thema. Auf dünnen Stelzen
steht nun der flache, holzverschalte Kubus auf dem Klinikareal und schwebt luftig und
leicht zwischen den Bestandsbauten aus rotem Backstein über dem Garten grund stück.
Die Konstruktion aus kreuzweise laminiertem Hartholz – die erste weltweit – bildet sich
auch im Innen raum ab: Das amerikanische Tulpenholz bedeckt Wände und Decken und
taucht selbst in der Möblierung wieder auf. Durchdrungen wird das eingeschossige
Gebäude von einer an eine übergroße Alvar-Aalto-Vase erinnernde Glasskulptur, die den
Innenraum mit dem Garten und dem Himmel verbindet. Darum herum reihen sich klei-
ne, privatere Rückzugsräume, eine Küchenzeile mit Cafeteria und eine Sitzgruppe mit
Kamin, die durch einen Vorhang abgetrennt werden kann. Allen Bereichen gemein ist eine
warme, vom Gelb des Bodenbelags und von der Holzoberfläche geprägte Atmosphäre mit
Blick in die Natur – ein sorgfältig ausgearbeitetes Manifest für Gesundheitsarchitektur.
096 • AIT 11.2017