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WOHNEN • LIVING
RESIDENCE U
IN NIEDERÖSTERREICH
Entwurf • Design Denis Košutić, AT-Wien
Mit Begriffen wie „klassisch“ und „zeitlos“ hantiert Denis Košutić gar
nicht gern: Für den Wiener Architekten sind Trendbewusstsein sowie
das Aufgreifen zeitgenössischer Strömungen wesentlich wichtiger.
Diese Haltung ist auch in der Residence U zu erkennen: Selbst wenn
das denkmalgeschützte Anwesen mit seinen über 130 Jahren äußer-
lich althergebracht scheint, quellen die Innenräume vor lauter moder-
ner Muster, Farben, Formen und Möbel fast über – und markieren
damit einen Trend, der das Wohnen unkonventionell inszeniert.
Denis Košutić does not like to use terms such as "classic" and "ti-
meless": for the Vienna-based architect, trend awareness and ta-
king up contemporary currents are much more important. This at-
titude is also evident in his project Residence U: Even though the
listed property, which is over 130 years old, seems old-fashioned
on the outside, the interiors are almost overflowing with modern
patterns, colours, shapes and furniture — and thus mark a trend
that stages living in an unconventional way.
von • by Janina Poesch, Stuttgart
W er die Arbeit von Denis Košutić verfolgt, erkennt in den vielgestaltigen Projekten
direkt einen roten Faden: Mit seiner anti-traditionellen Auffassung verortet er
die (Innen-)Architektur in der modernen Welt und lässt sie gern zum „Gegenstand des
Konsums“ werden – Denkmäler für die Ewigkeit interessieren ihn nicht. Vielmehr fließen
in seine Entwürfe zeitgenössische Tendenzen beziehungswiese Trends aus Fashion und
Design ein und verbinden sich zu einem neuen modischen Werk – „Prêt-à-porter-Archi-
tektur“, wie er sie selbst nennt: Wie in einem avantgardistischen Kleid sollen sich seine
Bauherren modern, einzigartig und begehrt fühlen – egal, ob er für Hotels, Restaurants,
den Handel oder private Auftraggeber tätig ist. Die Schaffung eines neuen Images, das
für alle Beteiligten bestens tragbar ist, steht bei ihm an erster Stelle. Dabei ist ihm nicht
nur die Liebe zum Detail ein großes Anliegen, sondern auch das Verständnis dafür, was
sich ein Kunde vorstellt. Unter diesen Vorzeichen lotet er das für ihn optimale Gleichge-
wicht von Ästhetik und Funktionalität aus und etabliert neue Codes, die sich im Stil des
Art déco im Raum manifestieren. Ganz genau, wie bei seinem aktuellen Projekt, das
unter dem Motto „Eclectic Poetry“ seine unbeschwerte Gestalt annahm. s
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