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Liebe Leserinnen und Leser,             Die planenden Verbände und die BAK sprachen
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                                  wir benötigen viel Wohnraum und das am besten   zes aus. Jedoch beschloss das Bundeskabinett
                                  jetzt. Anfang des Jahres schlug das Ministerium   die  BauGB-Novelle  mitsamt  §  246e  vor  drei
                                  für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen   Monaten. Dabei gäbe es Alternativen: Die 2019
                                  einen Paragrafen für das Baugesetzbuch vor:   veröffentlichte  Studie  der TU  Darmstadt  und
                                  §246e, mittlerweile als „Bau-Turbo“ bekannt.   des Pestel-Instituts „Wohnraumpotenziale von
                                  Turbo-Bauen  klang  zunächst  nicht  schlecht,   ‚Nichtwohngebäuden‘“ wies ein Potenzial von
                                  versprach es doch schnelle Lösungen für unsere   bis zu 2,7 Mio. Wohnungen aus, welches durch
                                  Probleme. Was es aber auch bedeuten könnte:   das Bauen im Bestand gehoben werden könn-
                                  die Umgehung von öffentlicher Partizipation,   te. Wann  bekennen  wir  uns  endlich ALLE  zur
                                  die Vernachlässigung von Prämissen der ökolo-  UmBauwende?
                                  gischen und sozialen Stadtentwicklung und die
                                  Versiegelung weiterer Flächen durch Wohnbe-  Ihr Carsten Wiewiorra
                                  bauung an dafür nicht geeigneten Standorten.   Präsident bdia


              Die Installation „In need of home“ konfrontiert die Besuchenden der Detmolder Design Woche mit den bestehenden konträren Wohnsituationen. | Foto: Autorin
































                      Wohnen



                      als Politikum




                       Wohnen ist ein Grundbedürfnis, in dessen sozialer Praxis Menschen alltäglich praktizieren.
                       Gleichzeitig ist Wohnraum ein knappes Gut und eine politische Herausforderung unserer
                       Gegenwart. Dieser Kontrast von Wohnen als Politikum einerseits und dessen Intimität und
                       Individualität andererseits, fordert eine sensible sachliche Bearbeitung hin zu einem neuen
                       sozialräumlichen Verständnis des Wohnens. Denn in der baulichen Umwelt manifestieren
                       sich gesellschaftliche Verhältnisse, die dringend revidiert werden müssen.


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