Page 74 - AIT1220_E-Paper
P. 74
BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
STADTHAUS
IN GRONINGEN
Entwurf • Design NL Architects, NL-Amsterdam
Wenn sich Stadt- und Innenraum verzahnen und dabei spannende
Berührungspunkte zwischen Menschen und Räumen sowie Institutio-
nen und Themen entstehen, dann ist ein öffentlicher Ort geschaffen,
an dem geschützt debattiert, entdeckt, gemeinsam ausprobiert, ge-
lernt und Stadt ge- und erlebt werden kann. Und wenn die Architek-
tur dieses Ortes gleichzeitig zur prägnanten Landmarke wird, die sich
trotzdem gekonnt in die Umgebung einfügt, dann haben die Gestalter
einen Coup gelandet: das Forum Groningen von NL Architects.
Whenever urban and interior space interlock and exciting points of
contact between people and rooms as well as institutions and topics
result, then a public place has been created where, in a protected en-
vironment, one can debate, discover, jointly try out, learn and expe-
rience and live in a city. And if the architecture of this place becomes
a striking landmark at the same time which, nevertheless, success-
fully fits into the surroundings, then the designers have hit the bull’s
eye: Forum Groningen planned by NL Architects is a prime example.
von • by Janina Poesch, Stuttgart
G erade wurde das Forum Groningen von der Association of Dutch Architects zum
besten Gebäude des Jahres 2020 gekürt. Neun weitere Projekte standen auf der
Shortlist, doch die Jury begeisterte dieser Bau am meisten: „Es ist erstaunlich, wie
es den Architekten gelungen ist, diesen Koloss hinter dem Grote Markt zu positionie-
ren und das Beste aus dem verfügbaren Raum zu machen“, betonte die Jury-Vorsit-
zende Neelie Kroes. „Doch noch erstaunlicher ist das Gebäude selbst, das in starkem
Kontrast zu seiner Umgebung steht, sich aber auch in die Stadt als Ganzes fügt. [...]
Es ist ein Gebäude mit enormer Anziehungskraft – und es bereichert Groningen als
Ikone, als Aussichtspunkt und als ‚Wohnzimmer der Stadt‘.“ Dem Team von NL Ar-
chitects gebührt also voller Respekt, und es wird mit Sicherheit nicht der letzte Preis
sein, den die Architekten für ihre Arbeit entgegennehmen werden. Jedoch mussten
sie sich für diese Auszeichnungen wahrlich in Geduld üben: Über 13 Jahre dauerte
der Bauprozess an, der 2007 startete und seither Teil eines Erneuerungskonzepts des
Stadtkerns ist – mit der Herausforderung, ein ausreichend großes Multifunktionsge-
bäude in einen begrenzten Raum inmitten der historischen Altstadt zu realisieren. s
074 • AIT 12.2020