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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA
CLINICUM ALPINUM
IN GAFLEI
Entwurf • Design J2M Jeckel Mayr Metz, München
Menschen mit Depressionen und Erschöpfungszuständen benöti-
gen eines sehr dringend: einen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen
können. In den Liechtensteiner Alpen bietet eine Privatklinik genau
das. In abgeschiedener Lage auf gut 1.500 Metern Höhe wurde ein
Refugium geschaffen, das dank seiner Lage und seiner feinfühlig
gestalteten Architektur für diese Patienten sehr heilend sein kann.
von • by Sabine Marinescu
G aflei ist ein besonderer Ort, ein Sehnsuchtsort für Wanderer und bereits im 19. Jahr-
hundert ein Kurort, der älteste im Fürstentum Liechtenstein. An dieser idyllischen
Stelle entstand aus einem geladenen Wettbewerb der Entwurf der in München ansässi-
gen Architekten J2M für den Neubau des privaten Clinicum Alpinum. Die vorgefundene
Topografie des Weilers mit Almwiese, Bergwald, den Felsen des Albspitz und einem Pan-
oramablick ins Rheintal bietet die Bühne für das mehrgeschossige Gebäude, dessen Ku-
batur sich in die umgebende Landschaft einfügt. Dafür wurde das relativ große Bauvo-
lumen von fast 8.000 Quadratmetern in zwei Bereiche unterteilt und als ablesbare
Schichten übereinandergelegt. Der untere, steinerne Sockel bildet die Basis, in dem sich
neben den Infrastrukturräumen die Spa- und Therapiebereiche befinden. Großzügige
Terrassen und Brüstungen, die die Topografie in abstrahierter Weise nachbilden, geben
diesem Teil des Gebäudes sein eigenständiges Äußeres. Auf diesem „Landschaftssockel“
ruht die offen gestaltete Eingangsebene mit Lobby, Restaurant und einem Multifunkti-
onssaal und bildet wiederum das Auflager für die darüberliegenden zwei Etagen, die die
50 Gästezimmer, Verwaltungsräume und Mitarbeiterapartments beherbergen. Diese
Räumlichkeiten gruppieren sich um einen innenliegenden Patio, der den kompakten,
kubischen, mit einer Holzlamellen-Fassade bestückten Baukörper vertikal durchbricht.
Holz und Stein sind nicht nur außen die vorherrschenden Materialien – auch im Innen-
raum fördern sie eine ruhige und konzentrierte Grundstimmung. Vor allem in den Pa-
tientenzimmern wurde zudem auf eine für den Heilungsprozess wichtige, intime und be-
hagliche Atmosphäre geachtet. Lehmputz, Textilien auf Böden und an Wänden sowie
ausgewählte einzelne Möbelstücke ergänzen die gut organisierten Privaträume. Eine in
die Berglandschaft geöffnete Loggia gehört ebenso wie das offene Bad, in dem die
Wanne direkt vor einem Panoramafenster angeordnet ist, zur Ausstattung der Gastzim-
mer. Der einfühlsame Umgang der Gestalter mit Materialien, Formen und Möbeln bietet
den Patienten eine ihre Leiden respektierende Umgebung – die sie hoffentlich heilt!
090 • AIT 11.2020