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Projektbeteiligte                                                                 Julia Hormann – Berührung


                Projektbetreuung Prof. G. Grabenhorst, N. Vauth Projekt Berührung: 1. Platz Kat. „Regalsystem“ – J. Hormann, R.  1998 in Köln geboren seit 2018 Studium Architektur, FH Bielefeld 2017
                Juengling, J. Kohlmeyer, A. Nagel Projekt Eklipse: 1. Platz Kat. „Paravent“ – S. Barri, K. Kelkenberg, A. Kloss, J. Kresse  Praktikum bei Behling Architekten, Rösrath seit Januar 2018 Werkstu-
                Projekt Wabsign: 1. Platz Kat. „Modulsystem“ – I. Janzen, E. Reimer, A. Delgado Rodriguez, D. Utta, L. Gette  dent bei Behling Architekten, Rösrath




                und damit eine Art Zelt-Form. Die Besonderheit hierbei ist, dass sich die Elemente nie-
                mals vollständig berühren. Dies führte uns schlussendlich auch zum Titel unserer Arbeit:
                Berührung. Die Fugen zwischen den Einzelelementen sorgen für einen natürlichen Licht-
                                                                                                                                    REIHUNG
                einfall im Inneren der Zelle, während eine Schattenfuge am Boden einen schwebenden  +  =
                Charakter erzeugt, der trotz der Größe und vor allem auch der Höhe des Möbels von drei
                Metern eine gewisse Leichtigkeit vermittelt. Die Intention hinter dem Konzept war, das
                Möbelstück selbst zum Treffpunkt für Jugendliche zu machen. Hierbei waren uns vielsei-  EINZEL  +  ZUSAMMEN  =  ZELLE
                tige Nutzungsmöglichkeiten wichtig, welche durch unterschiedliche Anordnungen der
                Elemente entstehen. Von der geschlossenen Zelle für eine Einzelperson, einer geöffneten
                Variante, in der eine Gemeinschaft zusammenkommen kann, über eine Gegenüberstel-
                lung einzelner Elemente, um Raum für kleine Gruppen zu schaffen, bis hin zur freien Zer-
                streuung sind viele neue Raumsituationen möglich. Einen Kontrast bewirkt die Gegen-                    BEWEGUNG
                                                                                  GESCHLOSSEN   OFFEN
                überstellung der unterschiedlichen Beschaffenheiten von hart und weich. Das schon vor-
                handene statische Möbel haben wir mit einem weichen Äquivalent – einem Sitzsack –
                kombiniert. Nachdem die Möbelform über Wochen hinweg stetig überarbeitet und opti-
                miert wurde und auch an die letzten Feinschliffe Hand angelegt wurde, mussten wir uns
                der Materialität zuwenden. Aus Kostengründen, aber auch aufgrund der Schlichtheit des
                Materials, entschieden wir uns für eine Variante aus einer mitteldichten Holzfaserplatte
                (MDF), die durch eine elegante Spitze und Details aus Edelstahl abschließt. Die Edelstahl-
                spitze löst, neben der ästhetischen Abrundung des Elements, auch das Problem eines
                komplizierten Zuschnitts der Spitze aus dem MDF-Material. In diesem Zusammenhang
                erzeugt der Sitzsack ebenfalls einen Kontrast: Seine blutorangene Farbe erregt sofort Auf-
                                                                                   ORDNUNG
                merksamkeit und sticht aus der übrigen Möbel-Masse hervor. Bis zu diesem Punkt haben      ZERSTREUUNG
                wir vorrangig raumbildend gearbeitet, doch letztlich war unser Konzept zu diesem Zeit-
                punkt noch nicht viel mehr als ein recht teurer Raumtrenner. Also arbeiteten wir daran,
                das drei Meter hohe Element in seiner Gesamtheit zu nutzen. Für uns stand fest, dass
                die skulpturale Form mit den planen Flächen erhalten bleiben muss, und so schufen wir
                Stauräume im gesamten Element, die mit Türen via Druckmechanismen abschließen. Im
                unteren Möbelbereich befindet sich nun eine kleine Bibliothek, während hinter den an-
                grenzenden Seitenklappen Stauraum für Kleinigkeiten entsteht. Der obere Teil kann ver-
                wendet werden, um die Sitzsäcke zu verstauen, wenn diese nicht mehr benötigt werden
                und das Möbel an die Wand geschoben wird. Auch in dieser Position ist „Berührung“
                keinesfalls ohne Verwendung: In der „Park-Position“ entsteht zwischen Wand und Möbel
                ein durchgängiger, versteckter Bibliotheksgang. (...)

                Paravent Eklispe: Neue Perspektiven helfen bei der Orientierung
                von Jannis Kresse
                (...) Freiheit ist körperlich. Freiheit ist seelisch. Freiheit sind uneingeschränkte Gedanken.  Varianten und Details zeigen die Einfachheit und Vielfalt. • Variants and details show the simplicity and variety.
                Jugendliche sind gelenkt von ihrer Umwelt und festgeschriebenen Strukturen. Sie gehen
                mit sich immer schneller wandelnden Trends. Digitale Verbundenheit führt auch zu so-
                zialer Isolation. Fokussiert auf Herausforderungen, die das Aufwachsen mit sich bringt,  Aufgereiht entsteht mit Berührung ein Bibliotheksgang. • Lined up, a library passage is created.
                verliert man schnell die Übersicht über das große Ganze. Jugendgruppen bieten einen
                Aufenthalt in einer Welt, in der andere Dinge wichtig sind, in der man den Problemen
                des Alltags entkommen kann – sich von den Fesseln der Digitalisierung befreien kann.
                Auch in Platons Höhlengleichnis sind Menschen gefangen. Sie schauen auf eine Wand,
                auf die Dinge projiziert werden. Diese halten sie für die Wirklichkeit. Durch ihre Befreiung
                erfahren sie die reale Welt, erkennen, was tatsächlich wichtig ist. In seiner Essenz unter-
                stützt der Raum–Entwickler Eklipse diese Idee. Mit seinen transparenten Elementen kön-
                nen Gruppen neue Welten erschaffen, in denen sie Themen erarbeiten, Ergebnisse prä-
                sentieren und sich austauschen können. Es besteht die Möglichkeit, Räume zu gestalten,
                die Lichtungen oder Labyrinthen ähneln, in denen man sich gemeinsam finden oder
                neue Wege erkunden kann. Diese neuen Perspektiven spiegeln die Facetten des Erwach-
                senwerdens wider und helfen Jugendlichen bei der Orientierung in der realen Welt. Mit
                dem Raum-Entwickler Eklipse lassen sich einfach und schnell Räume in unterschiedlich-
                sten Größen und Formen herstellen, die für zahlreiche Anwendungen geeignet sind. Die


                                                                                                                              AIT 11.2019  •  047
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