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Marie Gröper MET Architects
Foto: Jiri Oplatek/claudiabasel
2000 geboren 2018–2022 Studium Architektur TU München, Bachelor of 2009 gegründet von Roula Moharram und Thomas Thalhofer Bürostandort
Arts 2020–2021 UPV Valencia 01-06/2023 Praktikum MET Architects, Basel Basel MitarbeiterInnen aktuell rund 10; international Projekte Um- und
seit 2023 Studium Historische Bauforschung & Denkmalpflege, TU Berlin Neubauten, Spezialisten für denkmalgeschützte Objekte
Fotos: Piotr Hraptovich
Sanierung und Umbau der Schulanlage Gellert (1953–1959) ... • The renovation of the Gellert school complex ... ... in Basel haben die Studentin begeistert (AIT 5.2025). • … in Basel impressed the intern (AIT 5.2025).
F rau Gröper, in Basel gibt es unzählige namhafte Architekturbüros. Warum fiel Ihre keit von den Leistungsphasen den Projekten zu. Im Büro gab es daher nur eine Hierar-
Wahl gerade auf MET Architects?
chiestufe zu Roula Moharram und Thomas Thalhofer, die als leitende Figuren vielfältige
Ziel meines Praktikums war es, Erfahrungen im Bereich Bauen im Bestand zu sammeln. Tätigkeiten ausgeübt haben. Ich löste mit Arbeitsbeginn eine Praktikantin ab, sodass ich
Viele Architekturbüros arbeiten in diesem Bereich. Oft wird dies aber nur in kleineren Pro- den größten Zeitraum über die einzige Praktikantin im Büro war. Wenn es um die Arbeits-
jekten abgehandelt. Bei MET Architects wurde mir hingegen anhand mehrerer Projekte kultur geht, kann man, denke ich, für die Schweiz insgesamt sprechen. Die Arbeitszeiten
klar, dass der Umgang mit dem historischen Bestand zentraler Punkt ihrer Arbeit ist. Des liegen je nach Vertrag wöchentlich bei 42,5 Stunden, und ich schätze, dass fast alle diese
Weiteren gefiel mir besonders der Umgang mit Form und Farbe in den neu eingebrachten Arbeitszeit wöchentlich überboten haben. Dafür werden aber selbst PraktikantInnen ent-
Materialien, welche klar die Handschrift des Büros erkennen ließen. Ein äußerst gelunge- lohnt, was in Deutschland nicht immer der Fall ist.
nes Beispiel war für mich die Baseler Schwimm- und Sporthalle Vogelsang. Das Gebäude
gibt bereits eine gewisse Architektursprache vor, auf die die neue Gestaltung meiner Emp- r MET Architects wurde von der aus Beirut stammenden Architektin Roula Moharram
findung nach reagiert und trotzdem etwas Neues kreiert. Bei meiner Auswahl spielte die und dem aus Augsburg stammenden Architekten Thomas Thalhofer gegründet. Wie
Bürogröße eine entscheidende Rolle. Das kleine Team gefiel mir sehr gut. international ist das Büro denn aufgestellt?
Internationalität war jeden Tag im Büro zu spüren. Es wurden immer mindestens drei
r Sie hatten zuvor Architektur an der TU München und an der UPV Valencia studiert verschiedene Sprachen gesprochen. Die Hauptkommunikation lief über Englisch oder
und als studentische Hilfskraft in München und der Türkei Erfahrungen in Baufor- Deutsch, Roula Moharram stand im Austausch mit französisch-sprachigen KollegInnen,
schung und Baugeschichte gesammelt. Kam daher Ihr Interesse am Bestand? und zu meiner Zeit tauschte man sich auch auf Italienisch oder Portugiesisch aus. Mehr
Ja, seit meinem Studium an der UPV Valencia bildete sich klar mein Interesse für his- als die Hälfte des Teams kam aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland. Das machte
torische Architektur und den Umgang mit dieser heraus. Die Erfahrungen aus meiner den Arbeitsalltag interessant und spiegelte sich in der Arbeitsweise, in der Auswahl von
vorhergehenden Tätigkeit als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Baugeschichte der Ausstattungselementen, Farbe und Material wider.
TU München fokussierten sich auf Architektur der griechischen und römischen Antike. In
diesem Zusammenhang arbeitete ich im wissenschaftlichen Bereich zur Dokumentation r Wie beurteilen Sie Ihre Praktikumsdauer von sechs Monaten? Ist dies eine ausrei-
und Erforschung alter Bauformen. chende Zeit, um sich einzuarbeiten und letztendlich auch „drin“ zu sein im Büro?
Die Länge meines Praktikums passte für mich sehr gut, da ich gerade meinen Bachelor
r Und bei MET Architects landeten Sie dann wieder in der Architektur der Gegenwart? abgeschlossen hatte und mir vor dem zweiten Teil meines Studiums unbedingt einen
So ist es. Mit meinem Praktikum im Baseler Architekturbüro traf ich die Entscheidung, Einblick in die Arbeitswelt verschaffen wollte. Über diese sechs Monate hinweg hatte ich
mich wieder mehr mit der Architektur der Gegenwart zu beschäftigen. Hier ging es mir die Möglichkeit, in verschiedenen Projekten und somit auch in verschiedenen Leistungs-
vor allem um Fragen des Umgangs mit bestehender Bausubstanz. Die Herausforderung phasen mitzuarbeiten. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, da ich so über einen
besteht dabei darin, gleichzeitig die Originalität des Bestandes sowie eine Nutzbarkeit für relativ kurzen Zeitraum breit gefächerte Erfahrungen sammeln konnte. Einerseits konnte
die Zukunft zu gewährleisten. Dies sind oft konträre Themen in der Architektur. ich an Bauanträgen und den entsprechenden Formalitäten mitarbeiten, andererseits aktiv
bei der Ausführungsplanung mitwirken.
r Wie war das Büro seinerzeit strukturiert und wie erlebten Sie die Arbeitskultur?
Im Büro von MET Architects arbeiteten während meines Aufenthalts inklusive mir zehn r An welchen Projekten konnten Sie konkret mitwirken und was konnten Sie lernen?
MitarbeiterInnen. Davon leiteten drei jeweils ein laufendes Projekt, alle anderen erarbei- Hauptsächlich habe ich an der Ausführungsplanung für das Restaurant des Gartenbads
ten Wettbewerbsbeiträge, leisteten Dokumentationsarbeit oder arbeiteten in Abhängig- Bachgraben in Basel mitgearbeitet. Planung und Ausführung lagen zeitlich sehr nah bei-
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