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Häfele – Zahlen und Fakten
1923 Gründung in Aulendorf durch Adolf Häfele und Hermann Funk 1927 Umzug nach Nagold 1949–1982 Geschäftsführung Walter Thierer 1964 erste Töchter: in 38 Ländern
ausländische Niederlassung Schweiz 1971 „Der Große Häfele“ 1982–2003 Geschäftsführung Hans Nock 1983 Entwicklung Minifix 2003–2023 Geschäfts- Beschäftigte: über 8000
Foto: Häfele
führung Sibylle Thierer (im Bild links) 2019 Übernahme Nimbus 2022 Übernahme ThingOS seit 2023 Geschäftsführung Gregor Riekena (rechts) Umsatz 2022: 1,87 Mrd. Euro
Fotos: Häfele
1930er-Jahre: Fachgeschäft für Eisenwaren in Nagold • Specialist shop for hardware in Nagold 1966 Häfele-Bus: fahrende Ausstellung und Messestand im Ausland • Travelling exhibition and trade-fair stand
von • by Heike Behring, Stuttgart
D er weltweit führende Experte für intelligente Beschlagtechnik, Beleuchtung und technisches Zubehör gehandelten Metallteile, aus der Unscheinbarkeit heraus. Die Er-
elektronische Schließsysteme gründet auf einem kleinen, agilen und innovativen
kenntnis, dass Beschlagtechnik der eigentliche Schlüssel zur Emotionalisierung und In-
Eisenwarenhandel. Im Jahr 1923, als kurz nach dem Ersten Weltkrieg die politischen und dividualisierung von Möbeln und Einrichtungen ist, machte Sibylle Thierer zu ihrem
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen alles andere als rosig waren, eröffneten zwei tat- Credo. „Ohne Beschläge sind Möbel nicht mehr als ein Haufen Bretter,“ dieser von ihr
kräftige junge Männer – die Kaufleute Adolf Häfele und Hermann Funk – in Aulendorf das bereits 2007 kreierte Slogan war gleichermaßen amüsant, einprägsam und sofort ver-
„Fachgeschäft für Eisenwaren“. Schon bald stellten sie fest, dass ihre Produkte vor allem ständlich. Er beförderte den Möbelbeschlag ins Zentrum des Interesses von Planenden,
bei Schreinern großen Anklang fanden, und zogen 1927 nach Nagold um, in das damalige Gestaltenden und Beschäftigten in der Möbelfertigung. Inzwischen gilt die Häfele-
Zentrum für die württembergische Möbelherstellung. Mittlerweile ist Nagold ein prospe- Gruppe sogar als Impulsgeber für die Hotellerie und das gewerbliche Wohnen. Insbe-
rierendes Städtchen mit Charme und Ausstrahlung und das Traditionsunternehmen Hä- sondere bei der Digitalisierung und der Entwicklung umfassender Vernetzungslösungen
fele zugleich dynamisch und nach vorn gerichtet – das passt zusammen. im Möbel und Raum hat sie sich einen Namen gemacht. Maßgeblich vorangetrieben hat
dies auch der neue CEO, Gregor Riekena, der vor seiner Ernennung zum Geschäftsführer
Wandel gründet auf Kontinuität mehrere Jahre in verantwortlichen Positionen bei Häfele tätig war. Häfele ist schon lange
nicht mehr nur Lieferant von Zubehörteilen, sondern verlässlicher Partner mit 360° Ob-
Wandel bedeutet bei Häfele immer auch Kontinuität: Mit nur vier Wechseln in der Ge- jektkompetenz für Planende und Innen-/Architektinnen. Vom Entwurf bis zur Umsetzung
schäftsführung hat sich seit 1923 vieles bewegt. Anfang des Jahres legte Sibylle Thierer unterstützt das Unternehmen sie mit den passenden Produkten, aber auch umfangrei-
nach 20 erfolgreichen Jahren die Verantwortung in die Hände von Gregor Riekena. Mit chen, begleitenden Services. Zum Häfele-Sortiment gehören heute unter anderem elek-
seiner Ernennung zum fünften Unternehmensleiter in der Häfele-Geschichte wird an tronische Zutrittssysteme, individualisierbare Beleuchtungslösungen und smarte Steue-
beste Erfahrungen aus der Vergangenheit angeknüpft. Der erste nicht aus den Familien rungssysteme mit hohem Bedienkomfort.
Häfele und Thierer stammende Geschäftsführer Hans Nock hatte von 1982 bis 2003
dem Unternehmen mit Weitsicht den Weg zum Global Player geebnet. Gregor Riekena Mit Nimbus und ThingOS werden Kompetenzen erweitert
ist nun der zweite, nicht familienangehörige Vorsitzende der Geschäftsleitung (CEO) der
Häfele- Gruppe. Die Meilensteine in der Unternehmensgeschichte bleiben wichtig – und Die Expertise des Unternehmens basiert unter anderem auf der strategischen Über-
ihre „ErfinderInnen“ auch: Von 1949 bis 1982 war Walther Thierer Häfele-Geschäftsfüh- nahme von Start-ups, deren Know-how umsichtig integriert und weiterentwickelt wird.
rer, er brachte die in der Branche heute noch hochgelobte Häfele-Logistik auf den Weg Ein Beispiel ist die Akquise des Start-up ThingOS, der eine mehrjährige Zusammenarbeit
und erfand den mittlerweile weltweit in über 20 Sprachen verfügbaren Katalog „Der vorausging. Mit diesem Schritt wurden das technische Wissen und der frische Schwung
Große Häfele“. Durch die genaue Kenntnis der Bedürfnisse seiner Kunden wird Häfele des visionären Gründergeists in die eigene Unternehmenskultur aufgenommen: Häfele
außerdem zum Problemlöser in vielen Fällen. So entsteht 1983 das bis heute weltweit ist mit ThingOS nun in der Lage, zusammen mit den Unternehmensbereichen Nimbus
erfolgreiche Verbindersystem Minifix mit dem von Häfele erfundenen zentrischen Ku- (Licht & Akustik) und Sphinx (elektronische Schließsysteme), Licht- und Raumerlebnisse
gelprinzip. Der zierliche Minifix revolutioniert die Branche und beschleunigt die Ent- aus einer Hand zu gestalten. Die besondere Kompetenz, das Möbel- und Raumlicht sowie
wicklung des neu entstandenen Mitnahmemöbel-Sektors. Im Häfele-eigenen Produkti- weitere Funktionen im Innenraum smart miteinander zu vernetzen, bedeutet ein Allein-
onswerk Häfele Berlin werden heute 500 Millionen Stück des Minifix mit seinen 30 Va- stellungsmerkmal in der Branche und macht Häfele zum Pionier. Häfele wird inzwischen
rianten produziert. Der Name Sibylle Thierer, Tochter von Walther Thierer und von 2003 weit über die eigene Branche hinaus wahrgenommen: „Unternehmerische Exzellenz“ be-
bis Ende 2022 an der Unternehmensspitze tätig, steht für die wohl größte Änderung in scheinigte der Publizist und Unternehmer Dr. Florian Langenscheidt der Häfele-Unterneh-
der Geschichte der Beschlagtechnik. Sie holte die Möbelbeschläge, diese lange als rein mensgruppe in seinem kürzlich herausgegebenen Bildband „Aus bester Familie“, in dem
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