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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
SSENSE HEADQUARTER
IN MONTREAL
Entwurf • Design Atelier Barda, CA-Montreal
Für die kanadische Mode-Plattform SSENSE entwarfen An to nio Di Bac -
co und Cécile Combelle von Atelier Barda neue zeitgeistige Bü ro räu -
me, die das Herz jedes Berlin-Mitte-Hipsters höher schlagen lassen
wür den. Die vorgefundene Fabriketage blieb in ihrer Struktur weitest-
gehend unangetastet. Dafür schufen Di Bacco und Combelle filigrane
Möbelentwürfe, die die loftige Atmosphäre des Raums noch betonen.
von • by Uwe Bresan
S ie haben noch nie von SSENSE gehört? Dann sind Sie wahrscheinlich vor 1985 ge -
boren und gehören damit einfach nicht mehr zur Zielgruppe der kanadischen Fa -
shion-Plattform. Der 2006 gestartete Internet-Shop richtet sich vornehmlich an die Ge ne -
ration der sogenannten Millennials und wird von deren modebewussten Ver tretern jeden
Monat bis zu 30 Millio nen Mal angeklickt. Haute-Couture-Marken und Luxus-Street wear-
Labels – von Acne bis Versace – nutzen SSENSE, um ein junges und vor allem zahlungs-
kräftiges Publikum zu erreichen und möglichst früh an sich zu binden. Und das mit
Erfolg: Seit ihrer Entstehung wachsen die Umsätze der Plattform pro Jahr um mehr als 80
Pro zent. Ent sprechend steigt auch die Mitarbeiter zahl stetig an. Ak tuell arbeiten knapp
500 Angestellte im Headquarter in Montreal. Das ist – nicht un pas send – in einer ehema-
ligen Textilfabrik im Stadtviertel Ahuntsic-Cartierville un ter gebracht. Hier her zog man
2013 und ließ sich vom heimischen Architekturbüro Hu mà Design eine elegante Büro -
etage gestalten. Gerade Linien, edles Mobiliar und ein intensiver Schwarz-Weiß-Kontrast
dominierten den Innenausbau. Jetzt hat SSENSE eine weitere Etage im Haus angemietet
und das ebenfalls aus Montreal stammende, junge Architektur- und Designbüro Atelier
Barda mit der Ge stal tung beauftragt. Ent standen ist ein minimalisti sches Interieur mit
Street Credibility, wie das Raue und Authentische bei der hippen Zielgruppe heißt. Das
Vorgefundene wurde kaum verändert. Bestimmt wird der Raum durch die Struktur der
Betonsäulen, die unverkleideten Lüftungsrohre und Lichtschienen an der Decke und den
grauen Estrichboden. Wo sie gebraucht werden, schaffen ein paar halb fertige Gipskarton-
Wände offene Konferenz zonen. Ansonsten ziehen sich lange Schreib tisch-Reihen durch
den Großraum. Als hier noch hunderte Näherinnen an ihren Maschi nen saßen, sah der
Raum wahrscheinlich nicht viel anders aus. Mit ein bisschen frischer Farbe, vielen
Grünpflanzen und passenden Möbeln haben Antonio Di Bacco und Cécile Combelle, die
Gründer von Atelier Barda, daraus allerdings ein Insta gram-taugliches Ambiente ge -
macht. Bis auf die Schreibtische entstanden alle Möbel nach Entwürfen der Gestalter.
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