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EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wer freut sich zurzeit nicht über positive Nachrichten, zumal wenn sie das unmittelbare be-
rufliche Umfeld betreffen: Der boomende Wohnungsbau hilft der Branche aus der Corona-
Krise, vermeldet der Verband der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Besonders der private
Wohnungsbau sei „zur wichtigen Stütze für die Gesamtkonjunktur“ geworden. In Krisenzei-
ten, so sagen Bauexperten, erscheinen vielen Menschen die eigenen vier Wände (siehe Bild
links) als Rückzugsraum noch wichtiger. Aha – einmal abgesehen davon, dass zurzeit kaum
alternative Aufenthaltsorte in Frage kommen, verstärken der Aufruf, im Homeoffice zu ar-
beiten, und die anhaltend niedrigen Zinsen diesen – zugegebenermaßen – erzwungenen
Trend. Innen-/Architekten können sich demzufolge über eine Intensivierung dieser Auftrags-
lage freuen, und da kommt die inspirierende Projektauswahl (ab S. 60) der vorliegenden
Ausgabe zum Thema Wohnen genau zum richtigen Zeitpunkt. Vom 100 Quadratmeter klei-
nen Apartment im ligurischen Camogli (S. 78) mit praktisch-ästhetischen Raumsparideen bis
zur 2000 Quadratmeter Wohn- und Repräsentationsfläche bietenden Jagdresidence in Nie-
derösterreich (S. 64) dürfte für jedes Anforderungsprofil und Ausstattungsbudget etwas
dabei sein. Eine verstärkte Resonanz erfahren auch die Hersteller sämtlicher für das häusli-
che Umfeld infrage kommenden Produkte. Wir haben ab Seite 48 einige davon für Sie zu-
sammengestellt. Dass Wohnen viel mehr sein muss als privater Rückzug, erläutert der Stu-
Foto: Ralf Biehl denten-Beitrag „Nachhaltig Wohnen“ (S. 38), in dem ein Team aus Studierenden der TU Delft
ihren Beitrag für nachhaltige Mietwohnungskonzepte in den Niederlanden vorstellt. In „Woh-
nen für alle“ (S. 100) beschreibt der Wohnsoziologe Dr. Gerd Kuhn das Konzept der Bauge-
Mit besten Grüßen meinschaft Wolle+ in Tübingen. Dort werden neue Strategien zur Integration von Menschen
Petra Stephan, Dipl.-Ing. unterschiedlicher Lebens- und Einkommensituationen, sozialer und kultureller Hintergründe
Chefredakteurin • Chief Editor erprobt. Und zur inklusiven Studierenden-Wohnanlage „Teamplayer“ (S. 114) haben Die Bau-
Architektin • Architect piloten ein Studentenwohnheim von 1961 im Berliner Hansaviertel umgebaut und ertüchtigt.
Seine Wohnbauten sind heute noch – oder wieder – Architektur-Ikonen: Dem großen Bau-
meister Wolfgang Döring – im letzten November 86-jährig gestorben – gedenkt unser AIT-Ko-
lumnist Dominik Reding in einer sehr persönlichen Hommage als ehemaliger Architektur-
student an seinen Bauko-Professor (S. 46). Unbedingt lesen – dazu ist jetzt die richtige Zeit!
Dear Readers,
At present, everyone is chuffed about positive news, especially when it concerns one's own
professional environment. Booming housing construction is helping the industry overcome
the corona crisis, reports the Baden-Württemberg Construction Industry Association. Private
housebuilding in particular has become "an important pillar for the overall economy". In
times of crisis, say construction experts, many people appreciate their own four walls even
more as an important retreat. The call to work from home and the persistently low interest
rates are reinforcing this — admittedly — imposed trend. The inspiring selection of projects in
this issue on the subject of living comes at just the right time. From the 100-square-metre
flat in Liguria with practical and aesthetic ideas to the 2000-square-metre hunting lodge in
Lower Austria, there is something for every need and budget. The student article "Sustaina-
ble Living", in which a team of students from TU Delft presents their contribution to sustai-
nable rental housing concepts in the Netherlands, highlights that living has to be much more
than a private retreat. In "Living for all", housing sociologist Dr. Gerd Kuhn describes the con-
cept of the Wolle+ Building Community in Tübingen, which is testing new strategies for inte-
grating people from different living and income situations, social and cultural backgrounds.
Die Baupiloten have converted a student residence from 1961 in Berlin's Hansaviertel into
the inclusive student housing complex Teamplayer. His residential buildings are still — or Foto: Dr. Uwe Bresan
again — architectural icons: The great architect Wolfgang Döring, who died last November at
the age of 86, is commemorated by our AIT columnist Dominik Reding in a very personal tri- Vor Ort und vor Corana in Hittisau (S. 96): der Bauherr und die Architektin Julia Klumpp mit
bute to his former professor. A must-read — now is the time! Architekturkollegen Michael Ragaller, Benedikt Bosch und Florian Hagmüller (siehe XIA 4.20)
004 • AIT 3.2021