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ÖFFENTLICHE BAUTEN  •  PUBLIC BUILDINGS


































               JOHANN-PACHELBEL-

               SCHULE IN NÜRNBERG


               Entwurf • Design Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten, Stuttgart



               Benannt ist die neue kombinierte Real- und Fachoberschule am Nürn -
                 berger Stadtrand nach dem Komponisten Johann Pachelbel. Für den
               Entwurf zeichnete das Stuttgarter Architekturbüro Lederer Rag nars -
               dót tir Oei verantwortlich. Die Architekten entwarfen für den Ort eine
               kräftige und identitätsstiftende Bau struktur, die der ge  sichts losen
               Stadt rand-Agglomeration nachhaltig eine neue Qualität verleiht.



               von • by Dr. Uwe Bresan
               K   napp 20 Jahre ist es her, dass das Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei mit der
                   Schule Scharnhauser Park dem gleichnamigen Neubaugebiet am Rande von Stutt gart
               ein identitätsstiftendes Zentrum verlieh. Damals setzten die Architekten auf klar geordnete
               Außenräume, ein differenziertes Spiel mit bekannten Architek tur formen und changierende
               Backsteinfassaden mit groben Mauerwerksfugen. So soll te der Neu  bau dem noch jungen
               Stadtteil ein Stück Historizität verleihen. Der Ver such ge lang, der Neubau wurde angenom-
               men und spielt bis heute eine zentrale Rolle im öffentlichen Leben des Scharn hauser
               Parks. Kein Wunder also, dass die Ar chitekten auf das Modell zurückgriffen, als es nun galt,
               einem städtebaulichen Unort am westlichen Stadtrand von Nürnberg – eingeklemmt zwi-
               schen Ge wer be gebiet, Klein gartensiedlung, Biotop, Eisenbahntrasse und Ausfallstraße –
               durch einen großen Schul neubau eine eigene Identität zu verleihen. Wieder entstanden
               differenziert ge staltete und von Backsteinfassaden gefasste Außen räume: zur Vor fahrt hin
               ein eher öffentlicher Platz – die Architekten vergleichen ihn mit einem „Rathaus- oder
               Markt platz“ –, auf der Rückseite ein intimer „Dorfanger“ mit zwei Baumreihen und auf
               dem Dach der halb eingegrabenen Turn halle ein großzügiger Pausen hof. In der Auf sicht
               er gibt sich daraus eine H-förmige Grundrissfigur. Der Mittelteil beherbergt im Erdge schoss
               die zentrale Eingangshalle, die sich über einen ovalen Luftraum durch alle Ge schosse öff-
               net, sowie die Aula und zwei symmetrisch angelegte, offene Trep penhäuser. In den oberen
               Ge schossen fanden die Bibliothek, Räume zur Ganz tagesbetreuung so wie die EDV Platz.
               Im nördlichen Flügel wiederum sind die Fachunterrichtsräume un tergebracht, während
               die eigentlichen Klassenzimmer im südlichen Gebäudetrakt liegen. Beim Innen ausbau
               wurden ausschließlich natürliche, dauerhafte und reparaturfähige Baustoffe eingesetzt.
               Der Boden der Eingangshalle ist mit dunklem Naturstein belegt. Im übrigen Gebäude kam
               Linoleum zum Einsatz. Alle Türen und Einbauten – wie etwa die Sitzstufen vor der Aula –
               wurden aus Holz gefertigt. So ist der Neubau nicht nur für ein langes Leben gerüstet, son-
               dern besitzt auch die Kraft, das heterogene Umfeld nachhaltig aufzuwerten.


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