GROHE Digital Talks, Upcoming Architects facing new Conditions

Upcoming Architects facing new Conditions – Interview mit Nils Nolting, Cityförster architecture+urbanism

Upcoming Architects nehmen Stellung, wie sie den Herausforderungen des globalen Wandels begegnen und wie sie ihre Position als Ideengeber, Neuschöpfer und Qualitätssetzer behaupten. Lesen Sie dazu hier das Gespräch mit Nils Nolting von Cityförster architecture + urbanism.

Es reicht nicht, eine gute Gestaltung zu machen, sondern man muss als Architekt*in eine Vielzahl von komplexen Aspekten berücksichtigen. Das war ein Stück weit schon immer so, aber es sind eben weitere Bedingungen dazugekommen. Das betrifft zum einen die Gebäude selber und zum anderen das ganze Wohnumfeld und die stadtplanerische Organisation. Wir dürfen Gebäude nicht isoliert betrachten, wir müssen quartiersübergreifend denken.“  Nils Nolting

GROHE: „Upcoming architect facing new conditions“ ist das Thema unserer Interviewserie. Inwieweit sehen Sie sich als Architekt mit neuen Rahmenbedingungen konfrontiert?
Nils Nolting: Die Frage ist, ob die Rahmenbedingungen neu sind, mit denen wir konfrontiert sind oder ob wir nicht schon seit vielen Jahrzehnten Kenntnis davon haben, wenn man beispielsweise das Thema des Klimawandels nennt. Die erste Veröffentlichung über die Grenzen des Wachstums vom „Club of Rome“ ist schon fast 50 Jahre alt. In dem Sinne sind die Konditionen eigentlich nicht neu. Neu ist, dass das Thema jetzt auch in der Breite angekommen ist und die Folgen des Klimawandels zunehmend nicht mehr abstrakt sind, sondern real spürbar werden. Wie wir alle wissen, emittieren wir als Weltgesellschaft viel zu viel CO2, ein weltweiter Lebensstil wie in Deutschland würde knapp drei Erden benötigen. Das ist natürlich nicht nachhaltig. Das Bauen von Gebäuden, die wenig Energie im Betrieb verbrauchen, ist auch dank der Gesetzgebung schon länger präsent. Was bisher noch kein großes Thema war und dringend in den Fokus gerückt werden muss ist, dass das Bauen selbst einen sehr großen Energieaufwand erfordert.

Nachhaltigkeit befürworten alle – sich deshalb auf Mehrkosten einlassen, wollen allerdings die wenigsten. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Klar, das ist noch häufig so. Bisher galt beispielsweise: „Ein Holzbau ist ungefähr zehn Prozent teurer als ein Massivbau.“ In der Vergangenheit wurde sich auf Grund dessen – neben anderen Vorbehalten gegenüber Leichtbauweisen – oft für den Massivbau entschieden. Das hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Natürlich wird das Umdenken teilweise auch schon durch Vorgaben vonseiten der Politik gefördert. Aber es gibt durchaus auch Bauherren, die vorne weggehen und mehr machen wollen als unbedingt nötig ist. Es gibt ein wachendes Bewusstsein dafür, dass Umweltfolgekosten zukünftig auch wirtschaftlich eingepreist werden. Nachhaltigkeit ist also kein reiner Idealismus, sondern einfach eine strategisch kluge Sache.

Was braucht man heute und in Zukunft, um ein guter Architekt zu sein?
Architekten*innen sind Generalisten und müssen viele Aspekte berücksichtigen. In unseren Projekten beziehen wir Themen der Nachhaltigkeit von Anbeginn mit ein. Das betrifft die ökologischen, ökonomischen und die sozialen Themen. Was die soziale Gerechtigkeit auf dem Wohnungsmarkt anbetrifft, haben wir ja ein großes gesellschaftliches Problem. Es reicht nicht, eine gute Gestaltung zu machen, sondern man muss als Architekt*in eine Vielzahl von komplexen Aspekten berücksichtigen. Das war ein Stück weit schon immer so, aber es sind eben weitere Bedingungen dazugekommen.
Das betrifft zum einen die Gebäude selber und zum anderen das ganze Wohnumfeld und die stadtplanerische Organisation. Wir dürfen Gebäude nicht isoliert betrachten, wir müssen quartiersübergreifend denken. Freiräume mitzudenken, spielt dabei eine große Rolle, denn sie müssen eine hohe Lebensqualität bieten, um als Begegnungsräume fungieren zu können. Klima- angepasst zu planen und zu bauen, ist hier von immer größerer Bedeutung. Starkregenereignisse, Hitzesommer und andere Folgen des Klimawandels müssen in der Planung Berücksichtigung finden. Die Anforderungen gleichen also einem komplexen Blumenstrauß, an den man als Architekt*in nicht mit der Erwartung herangehen sollte, alles alleine lösen zu können. Teamarbeit mit Experten aus den verschiedensten Bereichen ist wichtig.

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Bürophilosophie
„Wir konzipieren, planen und realisieren Gebäude, städtebauliche Strukturen und Freiräume für die kompakte, sozial und funktional gemischte, mulitmodal vernetzte, produktive, zirkulär organisierte und klimaadaptive Stadt. Unsere Leistungen umfassen das gesamte Spektrum von der Idee bis zur Ausführung und Projektsteuerung. Unsere Handlungsfelder liegen in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Lernen, Stadt und Region.
Wir sind spezialisiert auf strategische Planungen, internationale Entwicklungsprojekte und experimentelles, ressourcen- und recyclinggerechtes Bauen. Unsere Themen sind neue Arbeitswelten und Wohnformen, pädagogische Architektur, nachhaltiger Tourismus, öffentliche Räume und innovative Mobilitätskonzepte.“

Über Nils Nolting
Nils Nolting studierte Architektur an der Leibniz Universität Hannover und der Architekthøgskolen Oslo. Bei internationalen und nationalen Wettbewerben hat er zahlreiche Preise gewonnen und Folgeaufträge realisiert. 2017 wurden Nils Nolting und Arne Hansen für das Projekt „Wohnkrone“ mit dem Nachwuchspreis des BDA Niedersachsen Max 45 ausgezeichnet. Das von Nils Nolting 2019 fertiggestellte Projekt „Recyclinghaus“ hat zahlreiche Awards und Nominierungen erhalten, unter anderem den Sonderpreis Nachhaltigkeit beim Deutschen Fassadenpreis 2020 sowie eine Anerkennung beim “Sonderpreis“ Bundespreis Umwelt und Bauen. Heute ist Nils Nolting Gründungspartner von CITYFÖRSTER architecture + urbanism und geschäftsführender Partner des Büros in Hannover.
www.cityfoerster.net

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