Stipendiaten-Blog: Bastian Feltgen

In Partnerschaft mit der Sto-Stiftung

Die Zeit vergeht gefühlt wie im Flug – und auf einmal ist 2018. Ein paar Tage nach meinem vorherigen Blogeintrag hatten wir unsere letzte Zwischenpräsentation und wieder einmal waren wir größtenteils damit beschäftigt, die Arbeit der letzten Monate zusammenzustellen und präsentationsfähig zu machen. Es ist interessant zu sehen wie unproduktiv man sich fühlt, wenn man immer wieder aufgehalten wird, um Ideen und gesammelte Informationen für den Moment zu präsentieren. Nichtsdestotrotz lief die Präsentation gut und wenn ich drüber nachdenke, war es vielleicht gar nicht so schlecht, die Arbeit der letzten Monate noch mal zusammenzufassen. Die nach der Präsentation aufkeimende Entwurfs-Euphorie wurde jedoch durch einen im Semesterplan integrierten Workshop unterbrochen. Wie im letzten Blogeintrag erwähnt, bearbeiten wir eine semesterübergreifende Entwurfsaufgabe, die von drei fünftägigen Workshops mit den Themen Tektonik, Geschichte und Anthropologie begleitet wird. Nachdem wir in den vergangenen Monaten die Workshops in Geschichte und Anthropologie absolviert hatten, wartete nun der Tektonik Workshop auf uns. Im folgenden Beitrag möchte ich etwas detaillierter auf diesen Workshop eingehen und einen kleinen Einblick in die dort gemachten Erfahrungen geben.

Das Thema des Workshops war das Architekturmodell, die Definition unter Architekten und die damit zusammenhängende Funktionen im Entwurfsprozess. Nach ein paar Vorträgen zum Thema Modellbau wurden wir mit der Aufgabe betraut ein Haus mit nicht mehr als 25 Quadratmetern zu entwerfen. Der Knackpunkt war jedoch, dass wir diese Entwurfsarbeit nur anhand von Modellen angehen sollten. Zeichnungen, wie Grundrisse, Schnitte und Ansichten sollten vermieden werden und galten auch später nicht als Abgabeleistung. Vielmehr sollten die Konzentration auf das Entwerfen im dreidimensionalen Raum und der Prozess im Vordergrund stehen. Ein gar nicht so einfaches Unterfangen, wenn man es doch gewohnt ist, seine ersten Ideen zu skizzieren und zu zeichnen.

Anstatt also zu zeichnen, fingen wir an zu bauen. Es ist erstaunlich wie anders es ist, anhand von Modellen zu entwerfen und wie inspirierend kleinste Modelle im Vergleich zu anfänglichen Skizzen sind. Wir fingen an uns mit jedem Raum einzeln und unabhängig von seinen Nachbarräumen zu befassen, um erstmals die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Funktionen und Räume in kleinen Modellen festzuhalten. Gebaut wurde in 1:20 Modellen – ein ziemlich angenehmer Maßstab für ein 25 Quadratmeter großes Haus. Pro Tag setzten wir uns gewisse Etappenziele und fingen am zweiten Tag an, die einzelnen Räume mit ihren individuellen Formen zusammenzufügen und dabei kleinere Anpassungen vorzunehmen. Im Endeffekt passten wir abwechselnd immer wieder die Parameter Orientierung, Öffnungen, Größe und Höhe an, um letztendlich eine finale Komposition zu erhalten. Bei all den Anpassungen lag der Fokus jedoch immer auf der innenräumlichen Wirkung und nicht auf dem äußeren skulpturalen Erscheinungsbild, wie es wahrscheinlich in meinem Bachelorstudium der Fall gewesen wäre.

Es ist interessant wie mir während meiner Zeit hier in Kopenhagen immer wieder bewusst wird, wie sehr sich doch der Blickwinkel im Vergleich zu dem Bachelorstudiengang in Stuttgart geändert hat. Natürlich spielt auch hier der Kontext eine große Rolle, doch geht es vor allem immer wieder um den Menschen, das Innere und den genutzten Raum. Atmosphäre, Sinneswahrnehmungen und das Entwerfen aus dem Innenraum heraus sind treibende Faktoren, nicht nur in der in der Praxis, sondern auch in den Seminaren und Diskussionsrunden außerhalb des Studios. Doch zurück zum Workshop: Letztendlich haben wir in den fünf Tagen eine aus individuell gestalteten Räumen bestehende Skulptur entworfen und uns so erstmals mit dem erwünschten Entwurfsprozess für die Masterarbeit auseinandergesetzt.

Momentan befinde ich mich im Endspurt meiner Projektarbeit und bin eine Woche von der letzten Präsentation entfernt. Der vergangene Workshop, anfänglich als Euphorie-Blockade eingeschätzter Zeitvertreib, trägt nun jedoch seine Früchte und war alles andere als eine unnütze Woche.


Weitere Stipendium-News

KIPPEN – Niklaus Huber, AIT-Stipendiat der STO-Stiftung 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Dezember 2023
Blogger Niklaus Huber

“Am Eingang bekommt das Publikum einen Raumplan mit den Titeln der Szenen. Wie in einer Ausstellung ist in jedem Raum ein Beschrieb der Szene aufgehängt. Jeder Raum hat eine Szene, die in der Endlosschleife gespielt wird. Die Zuschauer:innen können sich darin frei bewegen und solange sie wollen in dem jeweiligen Raum oder im «Exhibition Theatre» bleiben.” Niklaus Huber

Proaesthetic: Über die Vielfalt der Prothetik – Maike Kößler, Stipendiatin 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Juli 2023
Blogger Maike Kößler

“Die Ausstellung Proaesthetic soll die Vielfalt der Prothetik für den Besucher erfahrbar machen. Den Zugang zu den unterschiedlichen Themenbereichen schaffen und dabei individuelle Geschichten von Menschen mit Prothese erzählen. Geschichten, die es wert sind, eine ganze Ausstellung mit ihnen zu füllen.” Maike Kößler

Hülle und Fülle – Pauline Gondek, Stipendiatin 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Juni 2023
Blogger Pauline Gondek

“Die Materialien stehen für die Wertschätzung natürlicher Ressourcen, recycelter Materialien und des ursprünglichen Handwerks: Regionales Holz & Handgemachte Keramik.” Pauline Gondek

Porto! Oporto! – Florian Berger, Stipendiat 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Juni 2023
Blogger Florian Berger

“Doch die Beschäftigung mit dem Ort/Kontext und die Wahrnehmung der Raumabfolgen, Materialwechsel, Situationen werden erst erlebt, wenn man diese Architekturen besucht, begreift, nachzeichnet und sich aneignet.” Florian Berger

Proaestethic – Maike Kößler, Stipendiat 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Mai 2023
Blogger Maike Kößler

“Ursprünglich entstanden, um Menschen zum Beispiel nach einer Amputation ein Stück ihrer Mobilität zurückzugeben, haben sich Prothesen rasant weiterentwickelt und sind längst nicht mehr nur Ersatzteile für fehlende Gliedmaßen. Die immer besser werdende Technik schenkt Prothesenträger*innen nicht nur neue Freiheiten, sondern wirft auch ethische Fragen auf.” Maike Kößler

Public Intervention Breadshop – Niklaus Huber, Stipendiat 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Mai 2023
Blogger Niklaus Huber

“Wir sind mit hängendem Brot an Angelruten und großen Umhängekartons mit Fragen wie: «What will you do when they take our bread?» zu Coal Drops Yard nahe Kings Cross gefahren. Die Leute in der Fußgängerzone konnten versuchen das Brot zu fangen und auf die Kartons ihre Gedanken schreiben.” Niklaus Huber

I used to be… – Pauline Gondek, Stipendiatin 2022/2023

Blog Interior Scholarship
April 2023
Blogger Pauline Gondek

“Der Wandel der Modebrache; Kleider aus zweiter Hand zu tragen und die zunehmende Entwicklung nachhaltiger Mode fordert ein Umdenken der Verkaufsläden. Für junge Start-Ups und Unternehmen, die Wert auf eine nachhaltige Produktion legen, soll eine kostengünstige und unkomplizierte Lösung der Verkaufssituation ermöglicht werden, die auch in vorübergehend leerstehenden Geschäftsräumen oder Freiflächen betrieben werden kann. ” Pauline Gondek

Portale, Zwischenzonen und die Wirkung von Dingen – Florian Berger, Stipendiat 2022/2023

Blog Interior Scholarship
März 2023
Blogger Florian Berger

“Der extrovertierte Charakter des Portals will präsent sein und gesehen werden, er will ein Zeichen setzen und Teil des Dialogs sein. Mit all seiner Kraft stößt es hervor und will als Teil des bestehenden Gebäudes in das Gespräch eintreten.” Florian Berger

Interviews mit den Stipendiat*innen 2022/2023 – Interior Scholarship

Blog Interior Scholarship
Februar 2023
Blogger Florian Berger, Maike Kößler, Niklaus Huber, Pauline Gondek

Mit dem Stipendium der AIT und der Sto-Stiftung, dem europaweit einzigen für Innenarchitektur, werden Studierende für ihre Ideen und kreativen Denkweisen ausgezeichnet. Das mit insgesamt 24.000 Euro dotierte Interior Scholarship erhalten im Studienjahr 2022/2023 Florian Berger (Technische Universität Graz, AT-Graz), Pauline Gondek (Burg Giebichenstein Kunsthochschule, DE-Halle), Niklaus Huber (Zürcher Hochschule der Künste, CH-Zürich) und Maike Kößler (Hochschule für Technik, DE-Stuttgart).

Grüne Gemeinschaft – Maike Kößler, Stipendiatin 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Januar 2023
Blogger Maike Kößler

“Wie viel Wohnraum brauchen wir tatsächlich? Kann Wohnen auf kleinem Raum nicht nur Verzicht bedeuten, sondern einen Mehrwert für die Bewohnenden schaffen? Wie lässt sich die Bereitschaft zum Teilen von Dingen und Raum gesellschaftlich etablieren? Können gemeinschaftliche Treffpunkte die zunehmende soziale Vereinsamung in unserer Gesellschaft lösen? Welche Angebote und Räume braucht es, dass sich jede*r willkommen und integriert fühlt? Kann Architektur nicht nur Häuser, sondern mit ihnen auch Gemeinschaft entstehen lassen?” Maike Kößler

Exhibition Theatre – Niklaus Huber, AIT-Stipendiat der STO-Stiftung 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Dezember 2022
Blogger Niklaus Huber

“Am Eingang bekommt das Publikum einen Raumplan mit den Titeln der Szenen. Wie in einer Ausstellung ist in jedem Raum ein Beschrieb der Szene aufgehängt. Jeder Raum hat eine Szene, die in der Endlosschleife gespielt wird. Die Zuschauer:innen können sich darin frei bewegen und solange sie wollen in dem jeweiligen Raum oder im «Exhibition Theatre» bleiben.” Niklaus Huber

SIDE+ | Neue Ebenen im Raum – Pauline Gondek, Stipendiatin 2022/2023

Blog Interior Scholarship
Dezember 2022
Blogger Pauline Gondek

“Mit meinem Möbelentwurf SIDE+ möchte ich die Vorstellung von Möbeln im Raum neu konzipieren. Anders als ein Möbel welches sich in die Vertikale erstreckt, wie etwa ein Schrank oder ein Regal, spielt SIDE+ mit der horizontalen Dimension im Raum. Die horizontale Fläche erweitert den Raum optisch und beeinflusst ihn in seiner Höhe und Breite. SIDE+ zieht sich durch die Länge des Raumes und gliedert den Raum in Zonen.” Pauline Gondek

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